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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 374 -
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374 Eine weitaus bessere Lausbahn wurde Johann Bihari zutheil, der nicht nur die Bewunderung des hohen und mittleren Adels genoß, sondern auch von den Fürstlichkeiten in Wien bei festlichen Anlässen gern gehört wurde. Seine Eltern waren Zigeunermusikanten, in Nagy-Abony (Preßburger Comitat) wurde er 1796 geboren. Fünfzehn Jahre alt, machten ihn seine Genossen schon zum „Primas". Nach Budapest kam er mit dem Eymbal- schläger Franz Bakos, der später die Kunst aufgab und in seinem dreistöckigen Hause in der Grenadiergasse ein Gasthaus eröffnete. Um von dem gewaltigen Geigenspiel Biharis einen Begriff zu geben, braucht man nur an die Scene zu erinnern, wie er am 1. Juli 1815 bei dem großen Ballfest auf der Margaretheninsel zu Ehren der Großfürstin Katharina Pawlowna (Schwester der ersten Gemalin des Palatins Josef) mit so hinreißender Glut spielte, daß die Tanzenden vor Bewunderung zu tanzen vergaßen. Auf einer Kunstreise traf ihn zwischen Gyöngyös und Hatvan ein verhängnißvolles Miß' geschick: sein Wagen stürzte um und er brach sich mehrfach den linken Arm. Keine ärztliche Behandlung vermochte die Folgeübel davon ganz zu heben. Wenn er auch deßhalb nicht ganz nnd gar aus der Öffentlichkeit verschwand, ging es doch mit seiner Kunst abwärts und er gerieth in das tiefste Elend, woran freilich die verschwenderische Lebensweise des ehedem reichlich bezahlten Künstlers die Hauptschuld trug. Noch in den letzten Augen- blicken seines Künstlerthums erlebte er die ergreifende Scene, daß mehrere Magnaten, vor denen er im „Zrinyi" spielte und die ihn in seiner Blütezeit gut gekannt hatten, ihm den lahmen linken Arm ganz mit großen Banknoten bedeckten. Der Künstler vergoß Freudenthränen und glaubte damals, seine alte Kraft würde ihm wiederkehren, aber es war nur das letzte Aufflackern der Flamme gewesen. Er starb am 26. April 1827. Johann Bihari war Naturalist, wie es die Zigeuner im Allgemeinen auch jetzt noch sind. Aus diesem Grunde waren es meist Andere, welche seine poetisch-schönen „palotas«- Weisen ausarbeiteten. Die vierte hervorragende Gestalt ist Markus Rözsavölgyi. Das Andante der ,paIotäs"-Musik bestand zu seiner Zeit schon aus zwei Theilen, nämlich nach dem Muster des Menuetts und deutschen Tanzes aus einem Theil und einem Trio. Der Stil Rözsavölgyis ist melodiös und in der Figurirung glänzend; in formaler Hinsicht fügte er zu den zwei Theilen noch vier hinzu, wodurch der ,palc»täs"-Tauz eine Ähnlichkeit mit der französischen Quadrille gewann. So entstand die Musik des ersten „Kör"-Tanzes, zweifellos nach französischem Muster, wie mindestens der allererste .palotüs- in Nachahmung der italienische» Passamezzi. Rözsavölgyi wurde in Balassa- Gyarmat 1787 geboren. Er war von jüdischem Ursprung, sein früherer Name Rosenthal. Es ist nicht überflüssig, zu vermerken, daß zu jener Zeit der Zigeuner nicht der Einzige war, der die ungarische Musik ausübte, sondern daß er sich mit dem Juden darein theilte,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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