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so zwar, daß in mehreren Gegenden gemischte, ja auch reinjüdische Musikbanden thätig
waren. Dafür sprechen Csokonais Verse:
„Sieh, die Toponärer Juden ein jetzt schwenken.
Mit Musik den Schritt zu ihren Plätzen lenken/' („Dorothea", I. Buch.)
und nochmals:
„Hellauf klingt's von Jsaks dürrem Holze plötzlich,
Einfällt seiner Bande Kling und Klang ergötzlich." (Ebenda, II. Buch.)
und weiterhin:
„Prächtig schallt jetzt Jsaks keckes Fidelstreichen,
Spielt des Palatinus Weise ohne gleichen."
In jener Zeit hatten nämlich die Juden des Marktfleckens Toponär (Somogyer
Comitat) eine berühmte Musikbande. Rözsavölgyi kam jedoch im Jahre 1806 nicht als
Musiker nach Budapest, sondern als Handelsagent, um alsbald, ausschließlich seiner
Musikleidenschaft zu leben. Seinen Namen magyarisirte er im Jahre 1824, als ihn der
Veszprimer Musikverein zum besoldeten Mitgliede wählte. Seine tadellose Ausbildung
ist durch zahlreiche Werke bezeugt, und daß er ein ausgezeichneter Violin-Virtuose war,
haben auch die Wiener Blätter anerkannt, als er um 1835 zweimal im Hoftheater
auftrat. Ein verhängnißvolles Ereigniß fiel mit seinem Tode zusammen: der Tod der
„Palastmusik". Rözsavölgyi starb 66 Jahre alt am 23. Jänner 1848. Die kriegerische
Zeit, welche mit diesem Jahre begann, räumte auch mit der „Palastmusik" auf, als Baron
Bela Weuckheim den Csardas in die Paläste einführte und dadurch dem ungarischen Tanze
eine demokratische Färbung gab. Trotzdem bleibt der .paiotüs« ein wesentlicher Bestand-
theil der ungarischen Musik, zumal er auch für die Kunstmusik viel geeigneter erscheint
als das unbändige Volksthümliche.
Es wäre für uns interessant, ja nothwendig, zu wissen, welchen Einfluß im Laufe
des XVl. Jahrhunderts die deutsche, italienische und französische Musik auf unsere Palast-
mnsik hatte. Sichere Kenntniß erlangen wir durch das Studium der Lautenschläger
verschiedener Nationalität, welche sich dazumal mit der Tanzmusik der verschiedenen Völker
befaßten. Außer der Laute, diesem Instrumente der Poeten und Virtuosen, dienten damals
zum Vortrage der Palast- und Volksmusik dieselben Instrumente wie jetzt. Der Geige
thut auch Tiuödi Erwähnung. Eine Gattung derselbe», die sogenannte polnische Geige,
ist wahrscheinlich gerade die jetzige, denn sie wurde aus Polen herübergebracht, auf dem
nämlichen Wege, welchen damals auch andere ausländische Waaren nahmen, um herein-
zukommen. Form und Bau der älteren Geige sind pünktlich beschrieben in der zu Freiburg
1683 erschienenen politischen Spottschrift: „Ungarische Wahrheits-Geige". * Die Pfeifer,
* Bartalus, „Neuere Beiträge." Akademische Hefte 18S2.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch