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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 384 -
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384 aufzustellen. Dabei würde sich mancher Mißbrauch in der Verbindung von Texten verschiedenen Inhalts mit fremden Melodien finden, welches Verfahren jedoch schon seit König David auch bei den Kunstdichtern gebräuchlich geworden ist, wenn es auch nur selten glücklich ausfällt; denn wenngleich die Stimmung des Textes zu der auf- genommeneu fremden Melodie paßt, kann dieselbe trotzdem der Deklamation vollkommen zuwiderlaufen. Jede allgemein beliebte Melodie lebt mindestens ein Jahrhundert lang; ja, die volksthümlichen Balladen, oder diejenigen, die sich auf große nationale Ereignisse beziehen, leben ewig und erzeugen unzählige neue. Wir wollen nur einige Beispiele anführen. „Komm mit mir Du, komm, mein Held, Du in die Schlacht..." Dieses alte Lied und wahrscheinlich auch dessen Melodie hat Gyöngyösi im XVII. Jahrhundert verfaßt. Im vorigen Jahrhundert verschmolz es, uuter einigem Variiren der Melodie, mit einem Historienlied, welches folgendermaßen beginnt: „Ofen, o, Hnnnia liegt vor dem Türken da" und, nachdem es die guten und schlimmen Tage Ofens besungen, mit der schließlichen Vertreibung der Türken endigt. Auch dieser Text stammt nicht aus dem Volke, war aber im Volke verbreitet und Schreiber dieser Zeilen hat Bruchstücke davon 1872 zu Mezö- Kövesd noch vom Volke singen hören. Die stetige Entwicklung der Literatur hat zwar dieses Lied, sammt Gyöngyösi, in den Hintergrund gedrängt, seine Melodie jedoch hat bei den Szeklern mit einem anderen Texte einen neuen Bund geschlossen und daraus ist das Selbstgespräch eines Heiratslustigen geworden, welches mit den Worten beginnt: „Möchte wohl heiraten, weiß nicht, was ich thun soll". Schließlich ist daraus unter wesentlicher Änderung von Melodie und Rhythmus das Lied geworden: „Drück' den Hut ich in die Augen", in welcher Eigenschaft es in Szigligetis „Deserteur" (sxökütt katona) auch auf die Bühne gelangt ist. Desgleichen hat das obenerwähnte Historienlied über Stesan Kädär zu Anfang dieses Jahrhunderts noch gelebt, der den Tod des Helden behandelnde Text war jedoch mit einem Gedicht von ganz anderem Inhalt vertauscht worden. Der ursprüngliche Text gerieth also außer Verkehr und erhielt sich nur noch unter den landstreicherischen Bettlern, die auf den Jahrmärkten der Dreißiger-Jahre mit weinerlicher Stimme folgende, auf die Schlacht von Päpolcz bezügliche Anfangszeilen desselben hernnterznplärren pflegten: „Kädär hob die Augen auf zu Himmels Höhen, Rief: Mein Herr, mein Jesus, komm, mir beizustehen!" Die SMer singen, wenn auch nicht allgemein, doch in manchen Ortschaften noch heute ihre altvaterisch schmackhaften, in kirchlicher Tonart gehaltenen Balladen, welche aus viel älteren Zeiten als die eben genannte erhalten geblieben sind. Nach der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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