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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
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390 das von Beiden? unzertrennliche Reiten erforderten lnftig-kühles, weißes, weitfaltiges, leichtes Gewand. Das war so recht, was die Leinwand bieten konnte. Anderseits verlangte der Schauplatz seiner Beschäftigung: Wald, Feld, Strom, daß die freie Bewegung der Beine durch kein Gewand behindert, das Kleid also nach unten möglichst kurz sei. Diese Kürze hat dann aber auch noch eine andere Bedeutung. Das Beiu ist das repräsentative Ende des ganzen Körpers; gesunde Beine verrathen einen gesunden Körper, darum hält man es nicht für nöthig, sie zu verdecken. Daraus erklärt sich, daß die ungarische Volks- tracht der Farbe nach zum Weißen ueigt, dem Schnitt nach das Reichfaltige liebt, welches die Gestalt verhüllt und doch auch hebt, in der Ausschmückung aber der Kunst der Hausindustrie den Vorzug gibt (Stickerei, Stepperei, Fadenziehen, Spitzenarbeit, Flach- und Hohlsäume. Gefältel, Fransen- und Krausenwerk n. s. w.). Weiß, reichfaltig und kurz, mit diesen drei Worten ist die ungarische Volks- oder Bauerntracht zu kennzeichnen. Das Wort „Bauer" erscheint dem Magyaren als nichts Erniedrigendes, wenn er selbst es auf sich anwendet, ja er nennt sich und seine Tracht sogar mit einem gewissen Selbstgefühl „bäuerisch". Nur auf die Sitten angewendet, bedeutet ihm das Wort Rohheit, bei der Kleidung aber ist es gleichbedeutend mit Schmuck- losigkeit. So verwendet es auch Arauy, wenn er die Rüstung Toldis schildert: Seinem Dolmäny ließ nichts „Bäurisches" der Schneider. Das bisher Gesagte bezieht sich auf die ganz allgemein getragenen Kleidungsstücke. Die von besonderer Art — Winter- und Oberkleider — gingen selbstverständlich über die Hansindnstrie hinaus und stehen auch mit den eben erwähnten Grundsätzen nicht im Einklang. Aber auch diese wurden aus Stoffen gefertigt, deren Bearbeitung, wenn auch nicht im Hause, doch gleichsam unter unseren Augen vor sich geht, und die Handwerker, welche sich mit ihnen beschäftigen, sind in den von Magyaren bewohnten Gegenden sämmtlich Magyaren (Schuster, Tuchwalker, Lodenschneider), ja sie setzen sogar dem Namen ihres Handwerks eigens das Unterscheidungswort „magyarisch" vor. (Magyarischer Schneider, magyarischer Schuster, magyarischer Kürschner.) Wo aber sind die festgestellten drei kennzeichnenden Eigenschaften heute noch beisammen zu finden? Nirgends, mit Ausnahme vielleicht etlicher entlegenster Winkel des ungarischen Bodens. Gerade der Kern des Magyarenthums, die eingeborne Bevölkerung der großen Alsöld-Städte, hat sich geändert und auch ihre Kleidung in Farbe und Stoff den westlichen Mustern anbequemt, indem sie das Dunkle dem Hellen, Tuch und Seide der Kürschner- und Leinenwaare, das Anschließende dem Plnddrigen, das Taillenkleid dem Ärmelhcmde (inZvall) vorzog. Da und dort verstreut findet sich jedoch noch immer die ursprüngliche kurze und weite Kleidung; das Weiße in seiner vollen Reinheit herrscht nur noch an einem einzigen Punkte, während es anderwärts blos als ,in^vüll" noch vorhanden
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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