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eher bequemen. Blumen und „Waisenmädchenhaar" (ürvalün^ka^) werden von den
Jüngeren häufig am Hute getragen, aber nur im Sommer. Im Winter ist es das
Privilegium der Brautführer, gleich dem Bräutigam „Ladenblumen" (Kunstblumen) zu
tragen, aber nur von der ersten Aufbietung an bis nach der Hochzeit. Am Sonntag im
Sommer hat nur derjenige keinen Blumenstrauß am Hute, der noch kein Liebchen oder
keines mehr besitzt.
In der Haartracht geht von Zeit zu Zeit eine Veränderung vor sich. In den
Dreißiger-Jahren ließ mau sich an vielen Orten das in der Mitte gescheitelte und an den
Schläfen nach hinten gekämmte Haar noch lang wachsen und flocht die Schläselocken in
Knoten ein; anderwärts trug man es zur Seite gestrichen, vorne länger als hinten; noch
anderwärts reichte das Stirnhaar glatt bis auf die Augenbrauen herab; in den Bierziger-
bis Fünfziger-Jahren ist die kreisrunde Haartracht fast allgemein geworden. Auch der
Zopf war nicht unbekannt; bei altgedienten Soldaten ist er noch jetzt zu finden. Aber
auch unter den Haartrachten gibt es eine, die der Magyare nie recht hat leiden mögen,
nämlich das vorne militärisch kurz geschorene Haar. Ein Bauernbursche, der sich so
scheereu läßt, gilt dem Deserteur gleich, der seinerseits wieder mit dem „armen Burscheu"
identisch ist. „Im Walde drücken sich Geschorene umher", pflegt der Ungar geheimnißvoll
zu sagen, der das Böse aus Schicklichkeitsgesühl nicht bei seinem Namen zu nennen liebt.
Die jüngeren Leute Pflegen im Allgemeinen ihr Haar mit vieler Sorgfalt, während die
älteren es demonstrativ vernachlässigen. Doch wozu noch weitläufig beschreiben, was
Johann Arany in einem seiner Gedichte folgendermaßen schildert:
Bis aus den Nacken reicht ihr glattes Rundhaar. —
Mit Sammt gerändert hält ein Roßkammhut
Zusamm' der Haare sammetweiche Flut,
Und höher scheint ihr Wuchs, als sonst die Regel,
Durch dieser Kopfbedeckung hohen Kegel.
Ein schwarzes Leibchen um die Brust sich bläht.
Mit dünnen Schnüren wuuderkraus benäht;
Gestickten Hemdes umgelegter Kragen
Hebt weiß wie Schnee den Hals, gar schmuck zu tragen.
Bis unter's Knie der weite Ärmel wallt
Umflatternd, hebt der Wind ihn, die Gestalt;
Und sein genadelt sind die Schulterfalten,
Der Leib entblößt nicht, wie bei unsern Alten;
Im Linnenwurf dann, wie von Künstlerhand,
Fließt bis zur Wadenmitte das Gewand, —
Die halbe Woche dient's, — daran geschafft
Mühmchens und Schwesterleins vereinte Krast.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch