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Unterschied vielleicht, daß es, seiner ruhigen Gemüthsart entsprechend, keinerlei gefährliches
Werkzeug an sich trägt. Auch der Schauplatz seiner Lustbarkeiten ist die grüne Wiese und
nicht das Wirthshaus.
Das oft erwähnte „Weiß" ist indeß hauptsächlich in der Frauentracht zur Allein-
herrschaft gelangt. Das Ärmelhemd, ganz anders geschnitten als anderwärts, umschließt
mit rothem Band kunstfertig gefältelt den Hals, von wo seine Falten, in geometrischer
Progression sich verbreiternd, bis an die Hüfte herabgehen, wo dann das leichte, schaum-
artige Batistgewebe, ein weißer spitzenähnlicher Stoff, »tilänZ" (aus wlle anZIaise)
genannt und mit weißen Blumen durchwirkt, welche wie alle anderen eingewebten Blumen
„mestörke- (Meisterchen) heißen, durch den Rockgürtel an die Taille geschlossen wird.
Der Rock, den sie „Kebse" (gleichbedeutend mit kebel, Busen) nennen und der, gleichfalls
aus Batiststoff genäht, durch seinen Faltenreichthum der Haltung etwas Schmuckes,
Gefälliges verleiht, ist bei jüngeren Personen recht kurz, aber nicht bis zum Übermaß.
Ein weißes Ärmelhemd mit kurzen Ärmeln, welche, über dem Ellbogen mit einem Band
gebunden, in einem handbreiten, mehrfach gefalteten, mit Perlen und Spitzen verzierten
Bande endigen, dann ein weißer Rock (kedee), an Festtagen eine geblümte seidene, an
Werktagen eine kleine, einfach rothe Schürze, ehemals rothe Stiefel, heutigentags schwarze
Schuhe, endlich um den Hals ein Paar Korallenschnüre: das ist die an griechische Statuen
erinnernde Tracht eines Mädchens aus der Ormänsäg.
Die Heirat ändert kaum etwas au diesem Costüm; höchstens wird das Haar, das
bisher mit Band durchflochten in einer Flechte bis auf die Taille niederfiel, zum Theil
abgeschnitten, das übrige aber aufgesteckt und mit einer „Weinblatthanbe" (weinblatt-
förmige perlengeschmückte Bandschleife) bedeckt, über die sich ein weiter weißer Schleier
> legt. Dieser Schleier wird vielfach auf viereckigen Pappendeckel befestigt und beschattet
unter dem Namen „kütravetv" (etwa „Rückwurf") den Kopf, fast wie bei den
Italienerinnen. Auch bei der Sommerarbeit ist dies der Gesichtsschutz. Wie viele kleine
stufenweise Veränderungen hat aber diese Kleidung durchzumachen, bis die junge Frau
Mutter wird! Die glatte oder geblümte, aber immer weißgeblumte Batistleiuwand oder
den oft sehr zarten, illusionartigen Stoff des Rockes verdrängt um das dreißigste Lebens-
jahr eine feine, reine Leinwand; aber wenn auch der Stoff ein anderer geworden, Farbe
und Faltenwurf sind die gleichen geblieben. Später nimmt die Leinwand eine blasse
Havanahsarbe an, wird um ein paar Fingerbreiten länger und seine Falten verflachen sich
unter dem Plätteisen. Um das vierzigste oder fünfzigste Jahr kommt Flachs- und nach dem
fünfzigsten Hanfleinwand an die Reihe, immer aber von tadelloser Weiße. In derselben
Stufenfolge verliert auch die rothe Schürze ihre Farbe; sie ist erst bräunlich, dunkel
geblümt, später kommen einfarbige braune und dunkelblaue Kattunstoffe in Verwendung,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch