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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 408 -
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408 sondern nur „die Bösen". Das Volk der Ormänsag aber thut es in dieser Art von Schicklichkeit jedem anderen zuvor. Es kennt in seiner Sprache keine Schminke, nur „Röthe", die Frau schminkt sich nicht, sondern „röthet" sich nur, was etwas ganz Anderes ist. Dies ist ja auch nach seinen Begriffen gar keine Schande, denn das Weibsvolk ist verpflichtet in makelloser Reinheit einherzugehen, wodurch soust aber sollte es, nachdem es sich die ganze Woche von der Sonne das Antlitz hatte bräunen lassen, dasselbe wieder mit seinem Festtagskleide in Einklang bringen? Dazn gehört die „Röthe", nicht aus Koketterie, sondern aus gutem Geschmack. „Die Übermüthige! Nicht einmal die Mühe nimmt sie sich, daß sie sich ein wenig herrichtet, wenn sie unter Leute geht!" Aber was in dieser Hinsicht in der Ormänsag als schicklich gilt, das ist anderwärts und besonders im ganzen großen Alsöld — unschicklich. Ein erwähnenswerthes Stück ist noch jenes zwei Meter lange und ein Meter breite, mit rothen Streifen gesäumte, im Hause gewebte Übertuch („abrvs?", im Eisen- burger Comitat mit eigener Bezeichnung „köcMe"), welches für die Frau aus der Ormänsag fast so viel bedeutet, wie für den Mann im Alsöld die Suba oder für den Reisenden der Plaid. Dies ist ihr Schutzmittel gegen Regen und Kälte, Stanb und Mücken, es ist Bett und Windel ihres Kleinen auf dem Felde, es dient zur Umwickelung jeder in der Hand getragenen Last und zur Bedeckung des großen, runden, zweihenkeligen Scheffel- korbes, den sie auf dem Kopfe erhebt und, ohne daß es ihr Mühe macht, auf große Entfernungen trägt, bergauf bergab, mit einer Sicherheit, daß er nie in die geringste Schwankung geräth, obgleich sie es nie mit der Hand unterstützt. Besonders aber stolpert sie damit niemals, denn wem dies passirt, der wird es ewig als Schmach nachgesagt. Einen Schubkarren vor sich herzuschieben, einen Rucksack zu schleppen oder einen doppelten Kober auf der Schulter oder ein Bündel auf dem Rücken, dazu wäre eine Frau aus der Ormänsag und überhaupt der ganze Stamm längs der Drau, zu dem sie gehört, unter allen Umständen zu stolz. Das paßt für Mägde, und sie ist keine Magd. Der Scheffelkorb ist ihre Glorie, er sichert ihr den geraden Gang und die aufrechte Haltung, er ist aber auch Schuld daran, daß ihre Halsmuskeln sich vor der Zeit ansehnlich verdicken. Von Fünfkirchen südlich zur Drau hinab läuft pfeilgerade die Fünfkirchen-slavonische Landstraße. Ein Abschnitt derselben, der zwischen Tnrony und Harkäny, ist die Grenzlinie, welche die Tracht scheidet. An dieser Straße macht die Fran aus dem Ormänsag Halt und sagt: „Wir tragen uns weiß, die dort bunt; wir tragen den kebes (Rock), die dort den Kittel". Bunt! In der That beginnt da die bunte Welt, die seidene, sammtene, tucheue, der Luxus mit Buda und Bekecs (langer, beziehentlich kurzer Pelzrock) und setzt sich selbst- vergessen längs des rechten Donau-Ufers fort, von Esseg hinauf bis Mohacs. Oberhalb Mohäcs, in den großen Gemeinden der Donan-Särköz bis Kalocsa-Szegnärd, erscheint
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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