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sondern nur „die Bösen". Das Volk der Ormänsag aber thut es in dieser Art von
Schicklichkeit jedem anderen zuvor. Es kennt in seiner Sprache keine Schminke, nur
„Röthe", die Frau schminkt sich nicht, sondern „röthet" sich nur, was etwas ganz Anderes
ist. Dies ist ja auch nach seinen Begriffen gar keine Schande, denn das Weibsvolk ist
verpflichtet in makelloser Reinheit einherzugehen, wodurch soust aber sollte es, nachdem
es sich die ganze Woche von der Sonne das Antlitz hatte bräunen lassen, dasselbe wieder
mit seinem Festtagskleide in Einklang bringen? Dazn gehört die „Röthe", nicht aus
Koketterie, sondern aus gutem Geschmack. „Die Übermüthige! Nicht einmal die Mühe
nimmt sie sich, daß sie sich ein wenig herrichtet, wenn sie unter Leute geht!" Aber was in
dieser Hinsicht in der Ormänsag als schicklich gilt, das ist anderwärts und besonders im
ganzen großen Alsöld — unschicklich.
Ein erwähnenswerthes Stück ist noch jenes zwei Meter lange und ein Meter
breite, mit rothen Streifen gesäumte, im Hause gewebte Übertuch („abrvs?", im Eisen-
burger Comitat mit eigener Bezeichnung „köcMe"), welches für die Frau aus der
Ormänsag fast so viel bedeutet, wie für den Mann im Alsöld die Suba oder für den
Reisenden der Plaid. Dies ist ihr Schutzmittel gegen Regen und Kälte, Stanb und Mücken,
es ist Bett und Windel ihres Kleinen auf dem Felde, es dient zur Umwickelung jeder in
der Hand getragenen Last und zur Bedeckung des großen, runden, zweihenkeligen Scheffel-
korbes, den sie auf dem Kopfe erhebt und, ohne daß es ihr Mühe macht, auf große
Entfernungen trägt, bergauf bergab, mit einer Sicherheit, daß er nie in die geringste
Schwankung geräth, obgleich sie es nie mit der Hand unterstützt. Besonders aber stolpert
sie damit niemals, denn wem dies passirt, der wird es ewig als Schmach nachgesagt.
Einen Schubkarren vor sich herzuschieben, einen Rucksack zu schleppen oder einen doppelten
Kober auf der Schulter oder ein Bündel auf dem Rücken, dazu wäre eine Frau aus der
Ormänsag und überhaupt der ganze Stamm längs der Drau, zu dem sie gehört, unter
allen Umständen zu stolz. Das paßt für Mägde, und sie ist keine Magd. Der Scheffelkorb
ist ihre Glorie, er sichert ihr den geraden Gang und die aufrechte Haltung, er ist aber
auch Schuld daran, daß ihre Halsmuskeln sich vor der Zeit ansehnlich verdicken.
Von Fünfkirchen südlich zur Drau hinab läuft pfeilgerade die Fünfkirchen-slavonische
Landstraße. Ein Abschnitt derselben, der zwischen Tnrony und Harkäny, ist die Grenzlinie,
welche die Tracht scheidet. An dieser Straße macht die Fran aus dem Ormänsag Halt
und sagt: „Wir tragen uns weiß, die dort bunt; wir tragen den kebes (Rock), die dort
den Kittel". Bunt! In der That beginnt da die bunte Welt, die seidene, sammtene, tucheue,
der Luxus mit Buda und Bekecs (langer, beziehentlich kurzer Pelzrock) und setzt sich selbst-
vergessen längs des rechten Donau-Ufers fort, von Esseg hinauf bis Mohacs. Oberhalb
Mohäcs, in den großen Gemeinden der Donan-Särköz bis Kalocsa-Szegnärd, erscheint
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch