Seite - 413 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5

Rinderherde. Landwirthschaft und Viehzucht. ur wenige Länder der Erdoberfläche haben einen so abwechslungsreichen Boden wie Ungarn, und in gleicher Weise sind auch die klimatischen Verhältnisse in den einzelnen Theilen des Landes wesentlich von einander verschieden. Jenes Gebiet Ungarns, welches in landwirthschaftlichem Betriebe steht, vertheilt sich folgendermaßen: Ackerland 20,116.205 Katastraljoch, Weide 6,423.155 Katastraljoch, Wiese 5,200.101 Katastraljoch, Garten 605.368 Katastraljoch, Röhricht 138.557 Katastraljoch, zusammen 32,438.986 Katastral- joch. Die landwirtschaftliche Bevölkerung ist auch nach Race, Sprache, Vermögensstand, Sitten, ja an Leistungsfähigkeit bei den landwirthschastlichen Arbeiten verschieden und wohnt in der einen Gegend dicht, in der anderen so dünn, daß die Bevölkerung da in der That gering genannt werden kann. In dem einen Theile des Landes ist der Verkehr leicht und der Landwirth kann seine Erzeugnisse rasch dahin schaffen, wo er für sie Abnehmer findet, von anderwärts kann man vielleicht nur die gezüchteten oder aufgefütterten Thiere zu Markte bringen, wo ihre Züchter durch deren Verkauf den Lohn ihrer Arbeit finden. Aus alledem ergibt sich natürlicherweise die große Verschiedenheit, die wir in der Land- wirthschaft der verschiedenen Gegenden und Völker Ungarns gewahren. Ehe wir jedoch das bunte Bild der heutigen Landwirthschaft Ungarns aufrollen, werfen wir einen Blick auf ihre Vergangenheit. Wie die ungarische Landwirthschaft wohl in älterer Zeit beschaffen gewesen, darüber müssen wir uns, da Forschungen in dieser Richtung erst seit Kurzem angestellt werden, eigentlich mehr im Wege der Folgerung einen Begriff bilden. Aufzeichnungen, welche eine gewisse Sicherheit bieten, finden sich vom Ende des XV. und aus dem XVI. Jahrhundert.