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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 414 -
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414 Zu dieser Zeit klagten die Ackerbauer über die großen Schwierigkeiten, denen die Land- wirthschaft begegne; Niemand sei sicher, ob er auch, was er gesät, werde ernten können. Kriege und Bürgerzwist verwüsteten das Land und rotteten dessen Bevölkerung aus, ein beträchtlicher Theil der letzteren war in türkische Sclaverei gerathen. Der Bauernaufstand von 1514 verwickelte die Verhältnisse noch mehr, so daß es Jahrzehnte dauerte, bis die Wunden, die er geschlagen, auch nur einigermaßen vernarbt waren. Die traurigen Zustände im Lande zu bessern, wurden auf den Reichstagen Gesetze geschaffen, zuerst 1546, dann 1550 und 1556, der Erfolg jedoch war ein gar geringer, weil der Herr nicht wirthschaftete, also die damalige Beschwerlichkeit dieser Beschäftigung nicht fühlte, der wirthschaftende Hörige aber gänzlich der Willkür seines Grundherrn preisgegeben war. Und überdies plagten die türkischen Freibeuter alle Welt, trieben da ein Gestüt, dort eine Rinderherde von dannen und scheuchten Alles, was fliehen konnte, in die Flucht; so wurden die Zustände in Ungarn immer trauriger, und nur hier und da blieben, gleich Inseln, einzelne Gebiete ungestört, welche auch später als Ausgangs- punkte für die Besserung dienen konnten. Mit der Znrückeroberung der Festung Ofen zerbrachen die Fesseln der Nation. Der am Leben gebliebene Besitzer suchte die Stelle wieder auf, wo sein altes Heim gestanden, und begann auf dessen Trümmern ein neues zu bauen; seine Arbeit sollte jenes Ungarn, das vor der Katastrophe von Mohärs bestanden, aus Schutt und Verfall wieder erstehen lassen. Der Einwohner gab es zu dieser Zeit wenige und gering waren ihre Bedürfnisse; daher Pflügte der Ackersmann nur wenig, gab von dem geringen Ertrag dem Grundherrn seinen Zehnten und verzehrte das Übrige selbst. Kaum daß ein Erzengniß zum Verkauf gelangte; übrigens bestimmte bis zum Anfang des XVII. Jahrhunderts das Gesetz den Preis des verkäuflichen Getreides, und zwar durften fünf Kübel einen Gulden kosten. Was der Landwirth pflügte, das wurde in vielen Gegenden im Rahmen der Dreifelder- wirthschaft bebaut; es gab auch Gemarkungen, wo, wie in der Gegend von Debreczin, ein Flurzwang in Anwendung stand, so daß z. B. der Landmann alljährlich ein Fünftel des innegehabten Ackerbodens mit Winter- und Sommergetreide bebauen mußte. Eine Änderung der Gebarung erfolgte zuerst 1611 jenseits des Kirälyhagö (in Siebenbürgen). Waren bisher Pflug und Sense die hervorragendsten landwirthschaftlichen Geräthe gewesen, so erhielt seit der Einbürgerung der Maispflanze (welche im erwähnten Jahre durch die Türken nach Siebenbürgen gelangte, auf der Murinsel aber, aus Italien eingeführt, seit 1612 gebaut wurde) auch die Haue ihre Rolle zugetheilt. Der Mais wurde in Ungarn bald beliebt und seither ist nur noch eine Culturpflanze, die Kartoffel, zu uns gelangt, um bis auf den heutigen Tag für den Gang der Landwirthschaft ebenso große Wichtigkeit wie der Mais zu erlangen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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