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Roß; Hornvieh aber wurde zeitweilig schon damals ausgeführt. So gingen Viehtransporte
nach Böhmen, Österreich, und im Durchzug durch dieses nach Deutschland, ja über Buccari
«ach Italien, und obgleich Varro das weiße Vieh der Scythen erwähnt und anderseits
gemeldet wird, die Gothen und Longobarden hätten weißes Vieh nach Oberitalien gebracht,
ist es doch wahrscheinlicher, daß das weiße, großgehörnte, primogene Rind mit jenen
Transporten über Bneeari in die römische Campagna gelangt ist. Die regelmäßige Vieh-
ausfuhr aus dem Lande begann aber erst nach der Schlacht bei Mohaes und wenige
Jahrzehnte später gingen schon gegen 80.000 Stück jährlich außer Landes. Später sicherte
sich Wien das ungarische Vieh durch Vertrag und eine Zeit lang war es Lukas Baufsy,
später die Stadt Preßburg, welche die Lieferungen bewerkstelligte.
Nach der Türkenzeit erholte sich Ungarn langsam von seineu Schäden. Der geringe
Bedarf der dünn gesäten Bevölkerung ließ sich leicht decken und der Pflanzenbau
beschäftigte sich zumeist mit Gewinnung der Brotfrüchte, aber nur in solchen Mengen, daß
dem örtlichen Erforderniß genügt sei; das übrige Land blieb brach liegen und wurde vom
Vieh beweidet, daher denn die Viehzucht der Hauptfactor in der Landwirthschaft werden
mußte. So ging es fort bis zur Mitte des XVIII. Jahrhunderts; da ereignete sich wieder
etwas Bemerkenswerthes, nämlich die Einführung des Merinoschafes. Bis zur zweiten
Hälfte des XVIII. Jahrhunderts hatte sich die Schafzucht auf die Gebirgsgegenden und auf
einzelne Gebiete der großen Ebene beschränkt, während sie in den übrigen Theilen des
Landes nur vereinzelt betrieben worden war. Überall aber hielt man nur das Schaf mit
gemischter Wolle, und zwar auf dem flachen Lande das malerisch schöne, gehörnte
ungarische Schaf, das jetzt im Aussterben begriffen ist. Dieses wurde gemolken, dieses
lieferte die Wolle zum Szür (Lodenmantel), aus der Lammwolle machte man Herrentuch
nnd Hüte, aus dem Felle Ledermantel (suba) und Lederjacke (köäinün), den wichtigsten
Theil der Volkstracht. Der Erzbischof von Gran, Szelepcsenyi, machte im Jahre 1666
Kreuzungsversuche zur Umgestaltung des ungarischen Schafes, sie hatten aber keinen Erfolg
und gingen sogar spurlos vorüber. Unter der Regierung und auf Anordnung der Königin
Maria Theresia wurden die ersten erfolgreichen Schritte gethan, die Schafzucht iu anderer
Richtung zu entwickeln; die Einfuhr der paduanischen Schafe und die Versetzung der
Merinos nach Markopail begründeten eine neue Ära. Kaiser Josef, der sich überzeugt
hatte, daß die eingeführten spanischen Schafe erfolgreich gezüchtet wurden, wünschte die
Wollindustrie zu fördern und dadurch auch auf eine Hebung der Schafzucht zu wirken. Er
traf also vor Allem Maßregeln, um die Einfuhr von Stoffen zn erschweren. Im
Jahre 1784 verbot er, ausländische Tuche einzuführen und richtete gleichzeitig Stamm-
schäfereien für Merinos ein, wie die zu Buda-Örs eine war, damit jene Landwirthe,
welche das spanische Schaf zu züchten wünschten, in der Lage wären, sich tüchtige Zuchtthiere
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch