Seite - 454 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Bild der Seite - 454 -
Text der Seite - 454 -
454
mitgebrachten Rebensorten bepflanzten, wie dies auch bei Szirmay nachzulesen ist. Daß
diese Italiener aus dem ehemaligen Staate Venedig hierher verpflanzt wurden, erhellt
aus einem von König Bela 1252 an einen Grafen „Cyprianus de Sarus" gerichteten
Schreiben, worin er dem aus Florenz stammenden Grafen aufträgt, in den Gemeinden
Olaszi uud Patak die Grenzen zn bezeichnen, innerhalb deren die italienischen Kolonisten
sich niederlassen sollten. Daß es die Italiener waren, die an der Tokajer Hegyalja die
zweite Epoche des Weinbaues anbahnten, geht noch aus einer einschlägigen Urkunde König
Andreas' III. hervor, woriu diese italienischen Ansiedler „königliche Winzer" (viniwi-es
r«?FÜ) genannt werden. Dies beweisen aber auch die Namen jener Traubensorten, die in
diesem ersten ungarischen Weinbezirk verbreitet uud unverkennbar italienischen Ursprunges
sind. So mag z. B. „Furinint" (nach Zempliner Aussprache „Formint") von „Foriniani",
„Rnmonya" von „Romagna", „Bakator" von „Bacea Dioros" abstammen.
Auch der Weinbau am Plattensee geht mit seinen Anfängen bis auf die Römer
zurück, was durch die ausgegrabenen Minzen, Meilenzeiger uud mit Weintrauben
geschmückten Sarkophage hinreichend bezeugt wird. Unter den Königen des Ärpädeu-
Hauses hatte diese Gegend einen blühenden Weinbau; damals wurden die sieben dort
herum befindlichen Gemeinden, welche den Namen „Käll" führten (drei sind noch heute
vorhanden: Köves-Käll, Szent-Bekall und Mindszent-Käll), von allen Steuern befreit,
waren jedoch zur Lieferung von Wein für den Tisch des Königs verpflichtet. Weniger
bekannt ist der Ursprung des Weinbaues in der Gegend von Erlau und Visouta; doch
wisse« wir aus dem Jahre 1271, daß König Stefan V. den Weinzehent des Hevefer
Comitats dem Erlauer Bisthum schenkte; und daß dieses Geschenk nicht gering war, geht
daraus hervor, daß es dem Bischof von Erlau schon zur Zeit Ludwigs des Großen
10.000 Goldstücke jährlich eintrug. Um das Jahr 1350 werden in den Urkunden die
Weine von Ofen, Güns und Ödenbnrg erwähnt. Daß auch die Weine der Ebene nicht
zu verachten waren, beweist eine Verfügung Ludwigs des Großen, laut deren er, in
Anbetracht der Vortrefflichkeit der Szabadszälläser Weine, dieselben für seine eigene
Tafel bestimmte.
Das Zeitalter der Huuyadis war eines der glänzendsten für den ungarischen Wein-
bau. König Matthias gab der Rebencultur einen bedeutenden Aufschwung und die an
seinem Hofe versammelten Ausländer säumten nicht, den Ruhm der ungarischen Weine
weithin zu verbreiten. Auch die große Königin Maria Theresia widmete dem Weinbau
besondere Aufmerksamkeit, sie ließ aus Burgund edle Rebengattnngen einführen nnd
befreite 1770 den Ansbruchweiu von aller Zehentabgabe.
Der Tokajer Wein wird meist für durchaus süß gehalten, während doch der süße
Ansbrnch nur einen sehr kleinen Theil des Durchschnittsertrages der Tokajer Hegyalja
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch