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Sträucher anschlösse». Peter Ranzan erwähnt in seiner Schilderung der Matthiaszeit die
Obstzucht Siebenbürgens mit besonderem Lobe, indem er aus der Reihe der vorzüglichsten
Gattungen die Damaseener Pflaumen und nicht minder die Äpfel, Kirschen und Birnen
von ungewöhnlicher Größe hervorhebt.
Daß der Gartenbau und mit ihm die Ziergartenkunst auch noch lange Zeit nach
dem XVI. Jahrhundert in Blüte stand, ist durch zahlreiche Daten in den Aufzeichnungen
über einzelne Burgen und Adelsschlösser bezeugt. Die Gärten des Palatins Georg Thnrzö
zn Bicske, die Ziergärten und Orangerien der Grafen Pälffy zu Vöröskövar waren im
ganzen Lande berühmt. Anch die Gärten der Städte Preßburg, Ödeuburg, Schemnitz
u. f. w. finden Erwähnung, als sorgfältig und mit großer Fachkenntniß gepflegte Anlagen.
Jener Garten aber, den die Graner Erzbischöse Anton Verancsies und Georg Lippay
in Preßburg besaßen, hat noch heutigen Tags sein Denkmal in einem literarisch und
philologisch gleich interessanten dreibändigen Werke des Jesuitenpaters Johann Lippay,
dessen erster Band (über die Blumenzucht) in Tyruau, dessen zweiter (über den Gemüse-
garten) in Wien 1664 und der dritte (über die Obstbanmzncht) gleichfalls in Wien 1667
erschienen ist; das erste in ungarischer Sprache erschienene Werk über diesen Gegenstand.
Aber schon der ehrsame Verfasser dieses Buches klagt bitter über den kläglichen Verfall
des Landes und daher auch der Gärten, in Folge der Verheerungen, welche die Türken
in zwei Drittheilen Ungarns angerichtet hatten.
In den von den Türken verschonten Gegenden behauptete auch die Obstcultur noch
eine Zeit lang jene Stufe, welche sie im XV. Jahrhundert erreicht hatte. In einzelnen
Comitaten jenseits der Donau wuchs so ausgezeichnetes Obst, daß es das österreichische
übertraf, daher es denn auch auf deu Märkten der österreichischen Städte sehr gesucht
war. Die Pruuellen („BrunnerZwetschken") der Comitate Nentra und Bars uud besonders
die berühmten gedörrten Pflaumen von Dentsch-Pröna fanden ihren Weg sogar zu noch
entfernteren Märkten. Im XVII. Jahrhundert verlor, wie schon Lippay klagt, unsere
Obstzucht, welche noch im XVI. Jahrhundert höher entwickelt gewesen als die der Nachbar-
länder, beträchtlich an Bedeutung, sie nahm jedoch seit dem XVIII. Jahrhundert in den
reicher bevölkerten Gegenden, z. B. um Ödeuburg, um die Bergstädte her uud längs der
ganzen Theiß einen neuerlichen Aufschwung. Baron Gabriel Pronay erwähnt, daß „so
manche der jetzt als ausländisch bekannten edlen Sorten gerade von Ungarn ausgegangen
sind, indem nämlich zahlreiche Obstgattungen durch die Kreuzritter aus dem heiligen
Lande nach Ungarn mitgebracht, hier zuerst heimisch wurden nnd von hier aus sich über
Europa verbreiteten". Der treffliche Pomologe Johann Cznkor, der sein ganzes Leben
der Zusammenstellung der ursprünglich ungarischen Obstgattnngen gewidmet hat, fand
schon zu Anfang dieses Jahrhunderts, als hierzulande noch gar Wenige sich literarisch
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch