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mit diesem Fache beschäftigten, daß sechsundsiebzig Sorten von Äpfeln, einundsechzig
von Birnen, einundzwanzig von Pflaumen und zwölf von Kirschen hier ursprünglich
heimisch sind.
Nach der Epoche der sogenannten stillen Jahre, in denen Verrottung und Nieder-
gang auch auf dem Gebiete der Gartencultur mit Bedauern constatirt werden mußte, war
es vor Allen Palatin Josef, dessen segensreiches Wirken und Beispiel auch auf diesem Felde
neues Leben geweckt hat. Seine auf der Margaretheninsel und besonders auf den öden
Hügeln von Alcsnth angelegten Gärten erweckten schon um die Mitte dieses Jahrhunderts
die Lust, alle Zweige des Gartenbaues hier einzubürgern. Die Aristokratie umgab ihre
Schlösser der Reihe nach mit Parks, in denen der französische Barockstil nur ausnahmsweise
nnd für einzelne Partien zur Anwendung gelangte, während der die Natur nachahmende
englische Stil dem ungarischen Geschmack besser entsprach und fast überall durchdrang.
Es begannen nun einzelne Gegenden, sowohl im Oberland, als auch anf der Sandebene
zwischen Donau und Theiß Obstgärten anzulegen, die Hauptstadt Budapest ließ mehrere
Plätze mit Zierbäumen, Sträuchern und Blumen bepflanzen und diesem Beispiele folgten
auch die größeren Provinzstädte. In einzelnen besseren Strichen von geeigneter Boden-
beschaffenheit bestrebte man sich gewisse Specialitäten der Küchengärtnerei im Großen zu
ziehen. In neuerer Zeit wetteifert der Adel in Anlegung von Parks, auch werden die
schon vorhandenen in gutem Stande erhalten, oder erneuert. Nicht minder haben die
gebildeten Classen des Mittelstandes und Grundbesitzes alsbald Geschmack an dieser edlen
und nützlichen Passion gefunden und sich bestrebt, den Umkreis ihrer Häuser durch Garten-
anlagen anmuthiger zu gestalten.
Mittlerweile fand die Ziergärtnerei zahlreiche Pfleger, als in der Hauptstadt,
besonders die Andrassy-Straße, uud in der Umgebung namentlich das Stadtwäldchen und
der Schwabenberg sich mit Landhäusern belebten; das Bestreben wnrde nun allgemein,
die Zierpflanzen, diese Lieblinge der Natur, auch mit den geschmackvolleren Ziergegen-
ständen der Kunstindustrie in Verbindung zu bringen und so ihre Wirkung zu erhöhen.
Größere Ziergärten sind bereits in allen Theilen des Landes zahlreich vorhanden, einzelne
Gärtnereien, z. B. der tadellos gepflegte Park des Erzherzogs Josef in Alcsuth (Weißen-
burger Comitat), mit seinen vielen prächtigen Details, darunter auch einem schönen großen
Palmenhanse, dann der mit seltenen exotischen Pflanzen ausgestattete gräflich Franz
Zichy'sche Garten zu Vedröd (Preßburger Comitat), und nicht minder die Parks zu Föth,
Totis, Uj-Szäsz, Somlö-Vasärhely, Keszthely u. s. f. stehen ganz auf der Höhe der Zeit
nnd einige besitzen Palmenhäuser von europäischem Ruf.
Aber nicht nur der hohe Adel nnd der intelligente Bürgerstand haben Sinn für die
Ziergärtnerei, sondern auch die städtische Bürgerclasse, welche größtenteils Gewerbe und
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch