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Uferschutzmauern, Wehren und Holzrechen, oft ist der gauze Weg viele Kilometer lang in
Felsen gehanen. Zuweilen geschieht es auch, daß man mitten im alten Nadelwalde plötzlich
in Jungwald von beträchtlicher Ausdehnung gelangt, und da berichten die im Moder blei-
chenden, gestürzten Baumstämme vou der verhäugnißvollen Wuth des Sturmes, der den
Schatz des Waldes so durcheinandergewühlt hat.
Setzt man den Weg in die oberen Theile der Hauptthäler fort, meistens längs des
Wassers, das zur Herunterbesördernng des Holzes dient, so gelangt man zu jenem natür-
lichen Schlund des immer enger gewordenen Thales, hinter dem sich gewöhnlich eine
Wassersperre in Gestalt eines stattlichen Teiches befindet, dessen grüne Fläche den blauen
Himmel mit seinem grauen Gewölk und die düsteren Tannen des Ufers zauberisch wieder-
spiegelt. Diese zur Herabbeförderung des Holzmaterials dienenden Wasserfänge wurden
bisher durchwegs aus Holz gebaut, doch verschlangen solche Bauten, bei kostspieliger
Arbeit, ein enormes Holzmaterial, während die reichlichen Niederschläge des Gebirges,
bei nicht immer gleichmäßiger Wasserbedeckung der hölzernen Dammtheile, auch noch häufige
Reparaturen nöthig machten; darum beginnt man jetzt, nachdem auch der Werth des Holzes
im Laufe der Zeit erheblich gestiegen, diese Holzdämme durch steinerne zu ersetzen.
Der zweiten Gruppe gehören die östlichen Wälder an, welche sich von der östlichen
Grenzlinie Ungarns westwärts gegen die Mitte des Landes hin bis an die Ostgrenze des
großen ungarischen Tieflandes erstrecken. Von diesen Wäldern gehören die der nördlichen,
östlichen und südlichen Grenzkette, nebst denen der Hauptmasse des Bihargebirges, dem
Hochgebirgswalde an, während der Vihvrlät, Gutin, Hargita und das innere Gebirge
Siebenbürgens, dann die Szilägysäg und die zum ungarischen Alföld sich abdachende
Erhebung den Charakter von Mittelgebirge und Vorbergen zeigt; in der Ebene kommen
hier nur stellenweise Wälder vor. Die Wälder dieser Gruppe befinden sich in den Comitaten
Zemplin, Ung, Bereg, Ugocsa, Märamaros, Szatmär, Szilägy, Szolnok-Doboka, Bistritz-
Naszöd, Csik, Häromszök, Brassö, Udvarhely, Maros-Torda, Torda-Aranyos, Klausen-
burg, Alsö-Feher, Kis-Küküllö, Nagy-Küküllö, Fogaras, Szeben, Hnnyad, Arad, Bihar,
Krassö-Szöreny und Temes.
Mehr als die Hälfte aller Wälder Ungarns fällt auf den Osten, hier begegnet man
also den häufigsten und mannigfaltigsten Erscheinungen der Forstwirthschaft. In dieser
Gegend befinden sich auch die meisten Nadelwälder, welche, mit Ausnahme einiger
verhältnißmäßig kleineren in Siebenbürgen, sich im Allgemeinen gut rentiren. Auch unter
diesen fehlt es freilich nicht an betrübenden Erscheinungen, wie man sie in den Thälern
der Waag, Gran und Hernäd sehen kann, nämlich daß lange, hohe und breite Bergabhänge,
deren Nadelwälder ausgerodet worden, nun kahl oder verödend dastehen; solche sind, um
nur einige Beispiele zn erwähnen, die Waldstriche bei Topänfalva längs des Aranyos
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch