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welche den Charakter einer allgemeinen Katastrophe annahm, wähnte man unerschöpfliche
Waldbestände zu haben. Dieser Wahn wnrde dadurch bestärkt, daß die Besitzer aus ihreu
Wäldern fast gar keiueu anderen Nutzen zogen, als durch die Viehweide oder im Eichen-
walde durch Eichelmast und Knoppernertrag, welches geringe Erträgniß es ihnen ost gar
nicht der Mühe werth erscheinen ließ, ihre Wälder sorgfältiger zu bewirthschaften. All
dies ist nm so auffallender, als Ungarn schon seit achtzig Jahren eine Forstakademie
in Schemnitz besitzt, ans der gelernte Forstleute hervorgegangen sind. Aber auch dafür
ist leicht eine Erklärung zn finden; wir brauchen nur zu bedenken, daß diese Forstmänner
nur die eiue Hauptaufgabe hatteu, das Holz füllen, transportiren und zur Kohle
verbrennen zu lassen. Und da die Wälder zumeist nur die Kohlen für den Betrieb der
Hohöfen herzugeben brauchten, so sah man selbst in den damals forstlich bestbewirth-
schafteten Gegenden es gar nicht ungern, daß an die Stelle der Fichte und Tauue, dereu
Kohle weniger gut war, die Buche trat.
Als die Verkehrsverhältnifse sich mehr entwickelt hatten, stieg auch der Werth der
Waldungen, und je sicherer der Ertrag des Waldes wird, desto mehr sind die Besitzer
geneigt, ihren Wald zu schützen. Dies wird durch das im Jahre 1880 ius Leben getretene
neue Forstgesetz gefördert, nach dessen Bestimmungen dnrch das Ackerbanministerinm bisher
sür sieben Millionen Joch Wald die Wirthschastspläne festgestellt oder bestätigt worden
sind. Zur Aufforstung verödeter Gebiete werden aus Koste» des Landessorstsondes jährlich
mehrere Millionen Setzlinge unter die Besitzer vertheilt uud seit 1886 sogar Staatspreise
ausgesetzt. Der gegenwärtige Zustand der Wälder Ungarns hinsichtlich ihres wirthschaft-
lichen Betriebes ist ein befriedigender, insofern daselbst 9,237.313 Joch, das heißt rund
70Proceut uuter Hochwaldbetrieb stehen. Der Mit telwaldbetr ieb erstreckt sich nur
auf 28.591 Joch, während der Niederwaldbetrieb 4,028.588 Katastraljoch einnimmt.
Mit Bezug anf die Holzprodnetion der Wälder ist zu coustatireu, daß Ungarn kein
einziges überflüssiges Joch Wald besitzt. Es fallen nämlich in Ungarn 0 96 Joch Wald
mit 1 71 Kubikmeter jährlichem Holzertrag auf den Kopf, in Kroatien-Slavonien aber
1 41 Katastraljoch mit 2 48 Kubikmeter Holzertrag. Diese Zahlen sind so bescheiden, daß
sie laut geuug mahnen, den Wald zu schützen und zu pflegen!
Die Umtriebszeit beträgt beim Hochwald gewöhnlich 80 bis 120 Jahre; über diese
Zeitgrenze findet sich nur bei den zur Faßdaubeuproduetiou bestimmten oder im Norden
stellenweise sehr geriugwüchsigen Eichenwäldern, sowie den unter Pleuterbetrieb stehenden
Nadelwäldern der Karstgegend ein Turnus vou 120 bis 160 Jahren angewendet; beim
Niederwald beträgt er 10 bis 60 Jahre.
Bon den gesamniten Wäldern des Staates befinden sich nach der Begetationshöhe
57 Procent, das ist 9,143.952 Joch im Hochgebirge über 600 Nieter Meereshöhe,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch