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kannte man nicht. Auch früher zog man Lichte und siedete man Seife, deren Rnf Dank
der Tüchtigkeit der Seifensieder von Debreczin und Szegedin sogar die Grenzen des
Landes überschritt, aber von den jetzt fabriksmäßig erzeugten S tea r in - nnd anderen
Kerzen, wohlriechenden Seifen und feinsten Parsümerien war man noch weit entfernt.
Von Zündwaaren und Sprengstoffen, obgleich deren Erfindung auf Ungarn zurückgeht,
waren kaum die Schweselhölzcheu und das gewöhnliche Schießpulver allgemeiner bekannt;
heute sind ganze reich ausgestattete Fabriksetablissements mit der Herstellung der feinsten
Salonhölzchen nnd der nachgeahmten schwedischen Zündhölzchen, sowie des Glycer ins
und Dynami t s beschäftigt. Und die Etablissements dieses fruchtbaren Industriezweiges
gruppireu sich nicht nur um die Hauptstadt. Zur Gewiunuug von Säu ren uud
chemischen Hilfsstoffen, welche die Massenfabrikation erfordern, sind auch in der
fernen Märmaros Fabriken entstanden, denen dort die unerschöpflichen Salzvorräthe und
die Abfälle der Salzbergwerke als Grundlage dienen; an der nordwestlichen Grenze des
Landes aber liefern Etablissements von immer steigender Leistungsfähigkeit die in immer
größerem Maßstabe zur Verwendung gelangenden Sprengmit tel .
Die als Gerbmater ia l dienende Eichenlohe hat seit der Herstellung des Tannins
der Forstwirthschaft eine ganz neue Wendung gegeben. Die Farbwaarenfabrication hat
den Waid und andere Pflanzen längst fallen lassen und stellt lieber aus Theer und
anderen Bergwerksproducteu die Ani l infarben her, welche weithin im Lande auch
fabriksmäßig gewönne» werden. Zn den chemischen Industrien gehört endlich auch die
Petroleum-Raffinerie, die hier erst in neuerer Zeit heimisch geworden, doch schon zur
Errichtung ansehnlicher Fabriken in Budapest uud Fiume geführt hat; diese werfen dem
Staate au Steuer allem Millionen ab, während ihre Produkte auch jenseits der Landes-
grenze offene Märkte finden. Dieser Industriezweig verdieut umsomehr Beachtnng, als
sein Rohstoff vom Auslande stammt, uud gerade dessen Verfeinerung im Jnlande erfolgt,
was zahlreichen Arbeitskräften reichlich lohnende Verwendung sichert.
Daß auch Stärke , Preßhefe , Weinstein und S p i r i t u s in Ungarn stark
prodneirt werden, ist bei der entwickelten Mühlen- und Spiritus-Industrie, sowie der
weit verbreiteten Weinprodnction des Landes fast selbstverständlich.
Mit den Verhältnissen des Land- und Weinbaues in Ungarn hängt der bedeutende
Aufschwung zusammen, dessen sich der Industriezweig der Nahrungs - und Genuß-
mittel erfreut. Der rothe Stahlweizen war die Grundlage der ungarischen Mühlen-
Industrie, welche, obgleich bekämpft und bedrängt von der starken transmarinen und
russischen Eoncnrrenz, dennoch eine dominirende Stellung auf den Approvisionirnngs-
märkten von ganz Europa, ja selbst von Südamerika einnimmt. Nachgerade gelangt das
Land dahin, daß seine eigenen Mühlen zugleich die besten und sichersten Käufer seiner
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch