Seite - 504 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
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Einen bedeutenden Raum nimmt die Eisen- nnd Meta l l - Indus t r ie ein, der
wir, als edelste Frucht, ohneweiteres auch die Fabricatiou von Maschinen, Fahr-
betr iebsmitteln, ja des Gold- nnd Silberschmuckes angliedern können. Bekanntlich
ist das Eisen das wichtigste Material der Mehrzahl dieser Industrien und die Haupt-
bedingung ihrer Existeuzsähigkeit ist der wohlfeile Feuerungsstoff, und zwar heutigen
Tages außer dem Holze die Stein- und Braunkohle. Alle diese Stoffe weist der Bergbau
des Landes im Überfluß nach. Daß die Braunkohle sich weniger für Coake eignet, ist dem
Hüttenwesen etwas nachtheilig, doch haben die neuereu Fortschritte der Wissenschaft dem
ebenso abgeholfen, wie sie anderseits ermöglichen, auch den an vielen Fundorten dem
Eisen übermäßig beigemengten Schwefel auszuscheiden, ehe dasselbe zu intensiverer
Verarbeitung gelangt.
Die Eisenindustrie Ungarns ist alt und hat mancher Gegend an der Gran und
Sajo, in der Zips und dem ungarisch-siebenbürgischen Grenzgebirge den industriellen
Stempel aufgeprägt. Sie hat sich auch stetig mit der Zeit entwickelt und fast jedes Prodnct,
dessen sie fähig, wird im Lande erzeugt, obgleich sie selbst jetzt noch nicht den ganzen
Bedarf desselben zu bestreiten vermag. So verschiedenartig und zahlreich sind aber diese
Jndustriegattungeu, daß es fast unmöglich ist, sie aufzuzählen. Wir begnügen uns mit der
Constatirung, daß es im Lande wenige Eisen- oder Knpferhütten gibt, welche nicht zugleich
irgend ein anderes Fabrikat, entweder in Schmiedeeisen oder in Gußmetall hervorbringen,
und zwar finden wir darunter ebenso das Eisen-, Stahl- oder Kupferblech, wie den ent-
sprechenden Draht , ebenso die Eisenbahnschiene, wie die Eisenmöbel und nenestens
das emaillirte Eise ngesch irr. Von der schlichten Sense oder Hacke bis zum feinsten
Jagdgewehr gibt es kein metallenes Werkzeug oder Geräth, das nicht im Lande
verfertigt würde, und wenn wir auch noch den Bronzeguß in Betracht ziehen, müssen wir
höchstens die eisernen oder Stahlfedern ausnehmen. Und zwar ist diese Metall-Industrie
im Lande so verbreitet, daß wir selbst in den Thälern der Karpathen und in den Wildnissen
Siebenbürgens Etablissements finden, welche ebenso auf europäischem Niveau stehen wie
die in der anmnthigen Gegend von Diösgyör oder in der Hauptstadt selbst befindlichen.
Allerdings ist auf diesem Gebiete auch der Staat Besitzer und Verwalter von groß-
artigen Werkstätten, unter denen wohl die Budapester Maschinenfabrik der Staatsbahueu
an erster Stelle steht, da sie auch vorzügliche Dampfkessel und Dreschmaschinen
erzeugt. Doch nicht gering ist auch der Wettbewerb von Seite der Privaten und Gesell-
schaften, ja erfreulicherweise selbst einiger Mitglieder des hohen Adels. Hinter den
Stahlschienen der Staatseisenwerke zu Diösgyör bleiben auch die ausgezeichneten
Bessemer-Stahlfabr ikate und prächtigen Gußeisenart ikel nicht zurück, welche die
österreichisch-ungarische Staatsbahngesellschaft aus ihren Eisenwerken zu Oravicza und
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch