Seite - 527 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Bild der Seite - 527 -
Text der Seite - 527 -
527
Diesen großen Eisenbahngesellschaften gegenüber, bei denen das entscheidende Wort
oft durch ausländische Capitalsgruppen gesprochen wurde, war die Einsprache des Staates
in das Tarifwesen und die Verkehrspolitik nicht hinreichend gewährleistet; und doch
wurde es immer mehr offenbar, daß dies unumgänglich nöthig sei, wenn das Land den
Fortschritt und die Entwicklung seines wirthschaftlichen Lebens gesichert wissen wolle. So
gelangte man denn im Laufe der Jahre immer uuabweislicher zur Überzeugung, daß dies
am sichersten mit Hilfe eines Netzes von Staatseisenbahnen zu erreichen sei, welches
unabhängig von den Linien der fremden Gesellschaften ausschließlich im Dienste der volks-
wirthschaftlichen und finanziellen Landesinteressen zu stehen hätte.
Die Anfänge waren gering, von denen die ungarischen Staatseisenbahnen aus-
gingen, um ihre jetzige imposante Stellung zu erreichen. In die Pester Josefstadt
lief eine gar bescheidene Eisenbahn ein, von Losoncz und Salgö-Tarjän her, in erster
Linie für den Kohlentransport eingerichtet. Der Staat kaufte diese Bahn und verfügte,
daß dieselbe aus dem im Jahre 1868 für Eisenbahnzwecke aufgenommenen Sechzig-
Millionen-Anlehen durch die Hatvau-Miskolczer und Rntteker Linien vervollständigt
werde. Gleichzeitig wnrde der Bau der Karlstadt-Fiumaner und später auch der Zäkäny-
Agramer Liuie verfügt. So nahm der ungarische Staat seine Stellung ein im Verkehr
nach Nvrdeu mit Deutschland, nach Süden mit der Adria, beziehentlich Finme. Die
Übernahme der Donan-Dran-Bahn und der Ostbahn in staatliche Verwaltung war
mehr eine administrative Maßregel. Nun hatte der Staat bereits drei getrennte Gruppen
von Eisenbahnen in seiner Verwaltung; administrative, ökonomische und verkehrs-
politische Gründe rechtfertigten also gleichmäßig die Vervollständigung dieses Netzes.
Die Erwerbung der Theiß-Eisenbahn (1880) war in dieser Hinsicht ein entscheidender
Schritt; weitere Maßnahmen folgten, um dieses große und zielbewußte Werk weiter-
zuführen. Durch den Ausbau der Tömöser Theilstrecke stellte das Netz der Staatsbahueu
seine Verbindung mit den rumänischen Eisenbahnen her, durch die Rakos-Ujszäszer Linie
die Verbindung mit der Hauptstadt und den von da auslaufenden staatlichen und nicht-
staatlichen Linieu, dnrch den Ankauf der Agram-Karlstadter Linie aber wurde die südliche
Staatsbahuliuie von Zäkäny, beziehentlich Bataszek, bis Finme ergänzt. Im Jahre 1881
verfügte mau den Ban der Budapest-Semliner Liuie auf Staatskosten, wodurch der
Anschluß an die serbischen Bahnen in Belgrad erzielt wurde. Die Regelung des
Verhältnisses zur ehemaligen Österreichischen Staatseisenbahngesellschast im Jahre 1882
und im Zusammenhange damit die Erwerbung der Linie Neu-Szöuy-Bruck, sowie der
Ausbau der Linie Neu-Szöuy-Keleuföld sicherte dem ungarischen Staate auch gegen
Westen eine selbständige Linie, welche weit kürzer ist als die ältere. So ist jenes Staats-
eisenbahnnetz entstanden, welches zusammen mit den staatlich verwalteten Localbahneu uahe
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch