Seite - 13 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6

13 den Schutt und Farrenkränter überwuchern das feine gothische Maßwerk von Fenstern und Thürbogen, die noch aus den Trümmern hervorragen. Aus der weiteren Fahrt wechselt für eine Stunde die gewohnte Scenerie; Sandbänke und Inseln lagern sich mitten in den Fluß, überwuchert von einer schier tropischen Vegetation; Waldreben und wilder Hopsen schlingen sich hoch an den Weiden und Pappeln hinauf und verfilzen das Gestrüpp zu einer fast undurchdringlichen Masse. Aber doch lagert über diesen graugrünen Auen nicht die schwüle Melancholie des Tief- landes, denn die nahen Kuppen des Mühlvier- tels, von denen frischer Bergwind herabbläst, mahnen uns beständig, daß wir noch im Hoch- lande weilen und nur in dessen tiefster Rinne schwimmen. Bald ist es mit der Ebene überhaupt wieder zu Ende; von der linken Seite rücken hohe Wald- berge wieder au die Donau, neuerdings über- setzt der Grauit den Fluß und baut sich am rechten Ufer zu stattlichen Höhen auf; das Bett verengt sich und auf eiuer längeren Strecke erinnern die Uferlandschaften wieder an den Bergspalt zwischen Passau und Aschach — es ist die schöne, tannengrüne Eingangspforte zur Hauptstadt des Landes, die wir nun passiren. Am Beginne halten noch zwei malerische Orte Wacht; links Ottensheim mit seinem pittoresken Schlosse, rechts Wilhering mit dem gleichuamigeu, am AbHange des Kürnberges gelegenen Cistercienferstifte. Die Kürnberger sollen da oben in dem prächtigen Walde, der sich bis an das Weichbild der Stadt hinzieht, eine Burg besessen haben, die freilich spurlos verschwunden ist; aber die Sage, daß aus derselben jener Minnesänger hervorgegangen sei. Schloß Ranariedl.