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Nesseln und Wildnis; sichtbar, dies Stift aber, die Culturstätte, von welcher die Urbar-
machung des westlichen Mühlviertels ausging, hat den Wechsel der Zeiten kräftig
überdauert und liegt mit hellen Mauern und rothen Dächern, ein Bild des Segens und
Behagens, inmitten des grünen Thales.
Weiter führt uns die Straße. Unweit des Pfarrdvrfes St. Oswald werfen wir
noch eiueu Rückblick auf das obere Mühlthal, das wir hier feiuer Länge nach dnrchschanen.
Im Osten steigt die breite Gruppe des St. Thomasgebirges auf. Südlich davon liegt
Haslach, ein gewerbefleißiger Markt, auf einer Halbinsel zwischen der Mühl und einem
Flüßchen, welches dort in dieselbe einmündet. Starke Ringmauern uud trotzige Thürme
mahnen an die Zeit, da der wilde Hnssitenstnrm sich hier staute.
Die Mühl macht hier eine Biegung nach Süden und schäumt durch eine waldige
Schlucht, Neufelden auf drei Seiteu umfließend, der Donau zu. Unser Weg führt Hügel-
auf hügelab auf einer alten Straße, vorüber an ärmlichen Dörfchen, an steinumfriedeten
Hutweiden, wo einige braune Rinder, der Hanptreichthnm der getreidearmen Gegend,
weiden, Rohrbach zu, dem wirthschaftlichen Hanptorte des oberen Mühlviertels.
Ein altes Wallfahrtskirchlein, Maria Trost, leuchtet aus dunklem Tannengrün zu
Häupten des Ortes, der um die geräumige Kirche mit hohem grauen Thurme auf der Hoch-
fläche breit hiugelagert ist. Vom ausgedehnten Platze vor dem lanbengeschmückten Rathhause
schallt verworrener Marktlärm herans. Weithin dehnt sich im hellen Sonnenscheine die
Landschaft. Mit wenigen Farben hat die Natur ein trauliches Bild geschaffen. In das
Brann uud Gelb der Felder webte sie das Blau des Leins, das Roth des Klees. Wie
Fähnlein rüstiger Landsknechte im dunklen Wamms stehen die Hopfengärten, das grüne
Band der Wiesen umsäumt die helle Straße, der dunkle Wald zwischen den Mühlflüssen
und an dem Grenzrücken gegen Baiern bildet den Rahmeu des Gemäldes gegen Nord und
West. Davor liegt mit weißem Kirchthurm mauch freundlicher Ort. Dort Öpping, Peilstein,
Jnlbach, dazwischen in seichter Einsenknng die kleine Mühl, weiterhin waldnmkränzt
Kollerschlag, das schon nach Baiern hinüberblickt, das ansehnliche Sarleinsbach, Pntzleins-
dorf halb in Bäumen versteckt und das hochgelegene Pfarrkirchen. Dorthin lenke seine
Schritte, wer das Mühlplateau, das Donauthal uud das Land südlich derselben bis zur
stolzen Alpenkette mit einem Blicke überschauen will. An jener kann? merklichen Kuppe
liegt Lembach, auf der Höhe Alteufeldeu uud manch anderes Pfarrdorf, und darüber
hinaus in blauer Ferne schimmert das dreigipselige Haupt des Dachstein.
Die blinkende Straße jenen Höhenzug entlang wandern wir weiter, vorbei an
St . Peter nnd St. Johann am Windberge. Seltsam uud launenhaft ist der Verlauf der
Straße, sie erklimmt bald eine Granitkuppe, dann taucht sie wieder in eine grasige Mnlde,
umgeht hier eine waldige Thalfurche, übersetzt dort einen felsigen Graben. Feld, Wiese nnd
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch