Seite - 30 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
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Auge über ein weites Waldgebiet, den Weilhardt, eine Hochfläche mit aufgesetzten Kuppen-
reihen und Höhenzügen und einsamen Dörfern, in deren einem sich die Geschichte Meier
Helmprechts, der älteste deutsche Roman, abspielte. Der Salzachgletscher hat einst die
Geschiebemassen, welche den Untergrund bilden, mit sich hierhergeschleppt, die Hügelzüge
sind alte Moränenwälle, die weiten Moorlandschaften, die braunen Seebecken, jetzt mit
dem anstoßenden Geröhr das Sommerquartier vielerlei seltenen Federwildes, sind Reste
alter Gletscherseen. Gegen das Salzachthal fällt der düstere Forst in Terrassen und
Steilufern ab, die größeren Ansiedlnngen liegen daher meist auf dem flacheren baierischen
Ufer, dem anch der Verkehr folgt, ein Stück Altbaiern der konservativsten Art wird hier
an der oberösterreichischen Grenze sichtbar.
Vom Tannberg nördlich liegt das Matt igthal , eine grasreiche Flur, in deren Mitte
zwischen niedrigen Ufern das braune aber klare Gewässer der Mattig gemüthlich dahin
schlendert. Ihr entlang liegen anmnthige Pfarrdörfer, freundliche Ausblicke in bewaldete
Seitengräben eröffnen sich und gewähren Abwechslung. Da ist Lengan am Schwemmbache,
der im Koberuauser Walde entspringt, Friedbnrg und Heiligenstatt, wie Schwalbennester an
den Absturz des rechten Thalgehänges geklebt, unterhalb den Kirchdörfern Patting und
Jeging das stattliche Mat t ig Hofen, einst eine kaiserliche Pfalz. Mendorf, lieblich in
Baumgruppen hingestreckt, nnd das ansehnliche Manerkirchen schließen sich thalabwärts an.
Sastige Wiesen, hier und da mooriger Bodeu mit dunklen schilfnmsänmten Wasser-
tümpeln, über denen die Blätter der gelben Teichrose sich breiten und blaue Libellen
zitternd schweben, bilden eine rossenährende Flur; sie war schon vor Jahrtausenden der Sitz
eines reisigen Keltenvolkes, dessen Helden nnd Häuptlinge sammt ihrem Geschmeide uud
Waffenwerk flache Grabhügel decken, die das Volk in treuer Überlieferung Gälbühel nennt.
Im Osten des Mattigthales liegt der vielästige Kobernanser und der Hausruckwald.
Aus weichem Schlieruntergrunde, dem Zerreibsel einer früheren großen Meeresbucht,
breitete sich hier einmal eine große Moorlandschaft, von Sumpfwäldern unterbrochen, aus,
deren umgebildete Reste nun als reiche Lignitflötze ausgebeutet werden. Gewaltige Ströme
der Vorzeit setzten darüber mächtige Geschiebemassen ab, welche durch die Gewässer der
jüngsten Erdepoche zerfurcht wurden. Manch einsames Waldthal öffnet sich nach Norden
und nach Süden, an den Ausläufern liegen stille Dörfchen, deren holzgezimmerte Häuser
kaum unter dem beschirmenden Blätterdache der alten Obstbäume Herauslugen, ihr Unterbau
ist oft auf Kohleublöckeu fuudirt, da es der Gegend an Bansteinen gebricht. Ein solches
Dörfchen ist Groß-Piesenham, welches das „Mnedastübl" Franz Stelzhamers, des
genialsten der oberösterreichischen Volksdichter, in sich einschließt. Einen Blick werfen wir
noch zurück in die gesegnete Gegend von Ried, dem jetzigen Hauptorte des Jnnviertels, und
durchwandern dauu nach Süden den schattigen Hochwald. Wo der Kamm sich südlich gegeu
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch