Seite - 34 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6

A4 Das obere Traungebiet. Unter jenen natürlich umgrenzten Abschnitten der Ostalpen, welche dnrch besonderen Reichthum wechselvoller Landschaftsbilder ansgezeichnet sind, darf das obere Traungebiet wohl in erster Reihe genannt werden. Dasselbe gehört znm größten Theile dem Laude ob der Euus au, wo es den Südwesten desselben einnimmt. Wird als Grenze zwischen dem oberen nnd dem unteren Traungebiet jene Linie gedacht, welche den äußersten, der Zone des sogenannten „Wiener Sandsteines" angehörigen und das Niveau von 1.000 Meter mir mehr mit wenigen Gipfeln überragenden Höhenzug der Nordalpen von dem nördlich anliegenden Terrassen- nnd Hügellande scheidet, so ergibt sich für das erstere ein Areal von beiläufig 2.350 Quadratkilometer, wovou aber gegen 16 Procent auf deu steirischeu, etwa 12 Procent auf den salzbnrgischeu Autheil entfallen, während derjenige Abschnitt, welcher das eigentliche oberösterreichische Salzkammergut umfaßt, uur 680 Quadrat- kilometer, das ist weniger als '/>? des Gesammtareals des Kroulaudes eiuuimmt. Wenn die nachfolgende Schilderung theilweise über die politischen Grenzen des Landes hinausgreift, so erscheint dies wohl genügend damit gerechtfertigt, daß das obere Traungebiet ein Physisch individualisirtes Ganzes bildet, welches anch landschaftlich als ein solches behandelt zu werden verlangt. Was dem alpinen Südwesten Oberösterreichs in Bezug auf deu allgemeinen land- schaftlichen Charakter einen entschiedenen Vorrang gegenüber vielen anderen gleich großen Theilen des Alpenlandes verleiht, ist die Vereinigung aller den alpinen Landschaften einen erhöhten Reiz verleihenden Erscheinungen innerhalb eines relativ enge begrenzten Raumes. Das vbere Traungebiet darf füglich bis zu einem gewissen Grade als ein Miniaturbild des ganzen Alpeulaudes bezeichnet werden. Bei vierzig Seen verschiedenster Größe, Höhenlage und Umgebung, Bergmassen aller denkbaren Formen von der sanft gerundeten Kuppe bis zu dem zerrissensten Zackengrat und, damit auch der Hauptcharakterzug hochalpiner Natnr nicht fehle, schimmernde Eis- und Firnfelder, von stolzen Felsenmassen uniragt, bilden Objecte eines Landstriches voll malerischer Schönheit, welche noch erhöht wird durch die viele« freundlichen Thalbilder, denen größere und kleinere Ortschaften nebst zahlreich ein- gestreuten Gehöften uud Sommersitzen den Stempel ungewöhnlicher Belebtheit aufprägen. Keine der verschiedenen Verkehrslinien, welche in das obere Traungebiet einmünde», gibt einen besseren Vorgeschmack von dessen wechselvollen Scenerien als jene Bahn, welche von der Hauptstadt Oberösterreichs durch die freundlichen Gefilde des unteren Tranuthales nach Lambach und von da bei dem Trann fa l l nächst Roitham, einem verjüngten Abbild des Schaffhansener Rheinfalles, vorbei zu dem nördlichen Thorwege des Salzkammergutes, dem Trauufee, führt.