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der großen Tiefe desselben (191 Meter), welche nur in extrem strengen Wintern eine zur
Eisbildung ausreichende Abkühlung der oberen.Schichten ermöglicht, ist es zuzuschreiben,
daß der Tranusee äußerst selten — in den letzten 400 Jahren geschah dies nur sechsmal
— vollkommen zufriert.
Nach der vorgehenden Schilderung des Trauusees dürfte eine Parallele zwischen
diesem uud dem 15 Kilometer westlich gelegenen Atter- oder Kammersee am Platze sein.
Dieser größte aller oberösterreichischen Seen erreicht au Areal das Doppelte des Trauusees
(47 Quadratkilometer), während er ihn an Länge (20 Kilometer) um zwei Drittel über-
trifft. In Bezug aus Breite sind sie sich nahezu gleich, wie auch der Unterschied in der
Höhenlage nur ein relativ geringer ist (Attersee 465 Meter, Trannsee 422 Meter).
Die angeführte Länge und geradlinige Erstrecknng des Attersees geben bereits
Gelegenheit, sich von der dnrch die Kugelgestalt der Erde bedingten Wölbung größerer
Wasserspiegel durch den Augenschein zu überzeugen. Wer sich in einem gewöhnlichen Kahne
von Weißenbach nach Unter-Ach oder umgekehrt übersetzen läßt und seinen Blick dem
nördlichen Ende des Sees zuwendet, dem wird die Kirche von Seewalchen als hart am
Ufer desselben stehend erscheinen, während sie in Wahrheit auf eiuer 32 Meter über de»
See sich erhebenden Vorstufe des hinterliegenden Terrassenlandes steht. Das am See-
ausflusse (Ager) gelegene Schloß Kammer aber ist bereits vollständig unter den Wasser-
horizont hinabgesunken.
In landschaftlicher Hinsicht steht der Attersee seinem östlichen Nachbar bedeutend ,
nach. Wenn es ihm auch nicht an landschaftlichen Contrasten fehlt, so wird deren Wirkung
auf den Beschauer infolge des durch die bedeutende Längenausdehnung bedingten Aus-
einanderrückens derselben doch wesentlich beeinträchtigt.
Wie der Traun- so reicht auch der Attersee mit seinem unteren Ende hart an die
innerste Terrasse des Alpenvorlandes heran, welche, hier von dem bei Lambach in die
Traun sich ergießenden Agerflnsse durchbrochen, in langgezogener horizontaler Linie den
Seespiegel um 60 bis 80 Meter überhöht. Die westliche Seite des Sees wird bis nahe an
das südliche Ende von 800 bis 1.131 Meter hohen Sandsteinbergen flankirt, welche einmal,
nämlich bei den Orten Attersee und Nußdorf , eine bis zum Mondsee reichende Depression
erleiden, dagegen verbindet das 2 5 Kilometer lange See-Achthal direet den unteren
Mondsee mit dem oberen Attersee. Auch die Ostseite des in Rede stehenden Sees ist auf
zwei Drittel seiner Länge von durchschnittlich ziemlich steilhängigen, waldbedeckten,
715 bis 1.106 Meter hohen Sandsteinbergen begrenzt, an deren Fuße der durchschnittlich
sehr schmale Ufersaum oft kaum Platz für die hart am See hinlaufende Straße und einzelne
kleine Häusergruppen darbietet. Nur an zwei Stellen, wo die aus den Sandsteinbergen
kommenden Bäche flache Deltas in den See hinausgebaut haben, gelangten die Orte
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch