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welche vom „Gosauschmied" (auch Gasthaus) leicht iu 2' ^ Stunden, ans noch bequemerem,
wenn auch etwas längerem Wege vom „Brandwirth" aus erreicht werden kann. Nach dem
Schafberg, einem der besuchtesten Anssichtspnnkte des Alpenlandes, dürste unter den
Bergen Oberösterreichs wohl die Zwieselalpe der stärksten Frequenz sich erfreuen. Während
der Schafberg nebe« dem Ausblick aus einige stattliche Schneehänpter Kärntens und
Salzburgs nicht blos eine ausgezeichnete Übersicht der unendlich mannigfachen Gestaltung
der nördlichen Kalkalpen, insbesondere des vielgipfligen Dachsteinmassivs, sondern auch
zugleich als Gegensatz eine weitreichende Aussicht auf das nördliche Borland und auf eiue
bedeutende Anzahl von Seen, darunter drei der größten, den Berg nnmittelbar begrenzenden
Wasserspiegel des Tranngebietes erschließt, sind als Glanzpunkte des Pauoramas der
Zwieselalpe die übergletscherte Kette der Hoheu Tanern, welche sich hier in ununterbrochener
Reihe vom Hafnereck bis zum Grvßvenediger präseutireu, ferner die iu unmittelbarster
Nähe sich aufthiirmenden beiden Donnerkogel, das Gofauer Eisfeld mit seiner imposanten
Umrahmung nnd endlich das von dem letzteren sich nach vvrn mehrfach abstufende, von
Wänden und Steilabstürzen begrenzte obere Gosanthal zn bezeichnen. In der untersten
Stuse des letztere« ist der Vordere Gosausee (908 Meter, Flächeuraum 52 Hektar,
Tiese 69 Nieter) eingebettet, der insbesondere vom Pavillon nächst dem Ausflusse des Sees
betrachtet wohl eine der schönsten Scenerien bietet, welche überhaupt die österreichischen
Alpen anfznweisen haben. Insbesondere ist dies der Fall an klaren Herbstabenden, wenn
der vom Gosaner Gletscher, dem Thvrstein und Dachstein gebildete Hintergrund allgemach
in prachtvollem Alpenglühen erglänzt und dieses zaubervolle Bild sich aus der schwarz-
grünen Wasserfläche so lauge wiederspiegelt, bis iu den allmälig sich höher nnd höher
emporschiebenden dunkelvioletten Schatten der anbrechenden Nacht auch auf de» höchsten
Gipfeln das letzte verglimmende Roth erloschen ist.
Eine um 248 Meter höher gelegene, durch eiueu Felsriegel quer abgedämmte
Stnse des oberen Gosauthales birgt deu Hiutereu Gvsausee (1.156 Meter, Flächeu-
raum 29 Hektar, größte Tiefe 41 Meter). Obgleich noch mehr als halb so groß wie der
Vordere Gosausee erscheint er, von der Zwieselalpe aus gesehen, wegen der größeren
Entfernung nnd der ihm vorgelagerten Felsmassen nur als eine kleine chrysoprasgrüne
Fläche, einem hellschimmernden Edelstein gleichend, welchen die Nixe des Sees irgend
einem glücklichen Menschenkinde als Zeichen ihrer Gunst in dieser verborgenen Alpen-
wildniß hinterlegt hat. Die auffällig lichte Farbe des Wassers verdankt der Hintere Gosau-
see dem vvm Mvränenschlamm des Gosaner Gletschers milchig getrübten „Kreidenbach",
welcher in ihn mündet, während der schwarzgrüne Vordere Gosansee neben krystallklare»
Ouellwässern aiich de» Abfluß des Hintere» Sees erst aufmmmt, nachdem derselbe auf
seinem unterirdischen Wege durch deu das Thal erMenden Schutt sich geklärt hat.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch