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Damit ist der Farben und Formeusinu der Pfahlbaner charakterifirt und ergänzt
sich durch die Webe- und Flechtninster, welche dieselben linearen Ornamente, wahrscheinlich
in diese» drei Gruudfarbeu des nncultivirteii, einfachsten Farbensinnes, trugen. Solchen
Völkern, wie wir sie hier vor uns haben, ist nun die Fähigkeit der Metallgewinnung und
Bearbeitung in einfacher Weise durchaus nicht abzusprechen, da wir die Kenutuiß des
Eisens bei viele» Negerstämmen, die des Knpfers bei den Indianern finden. Zeigen sich
aber stilistisch vollendete Bronzen mitten in dieser Epoche, so bilde» sie eine» offenbaren
Contrast nnd müssen als fremd bezeichnet werden, da hier nicht nur die geradezu künstlerische
Formgebung, souderu auch die höchst complicirte Legiruiig von Metallen, unter deneu
eines, das Ziuu, uuseru Ländern völlig fremd ist, für die Einführung sprechen. Auders ist
es mit den den Bronzen scheinbar nachgeformten Knpfergeräthen, deren Lehmformen in
Pfahlbauten oft gefunden uud gewiß auch von den Eingeborneu des Atter- und Mondsees
verfertigt wurden, da die Gußschalen mit Metallresten in dortigen Pfahlbauten häufig
vorhaudeu sind. Der Zusammenhang unserer Eiugeboruen mit den fremden Bronzevölkern
ist uus allerdings nicht völlig klar. Wir können einestheils nicht annehmen, daß die so
zahlreichen Einwohner durch letztere gauz verdrängt oder gar vernichtet wurden, und
anderseits können wir sie doch nicht mehr unter den jetzigen Volksstämmen wiederfinden.
Wir haben in Österreich nur unbedeutende Schädelreste, im Attersee z. B. nur eine Hiuter-
hanptschnppe gefunden. Aber auch auderswo siud uicht viel Skeletreste gefunden worden,
denn die Pfahlbauer begruben ihre Todten auf dem Lande.
Wenn ferner der Besitz vou Getreidearteu, wie vou Weizen, der mit dem egyptischen
Weize» verwandt ist, und von Hausthierraceu, welche entschieden fremd sind, wenn endlich
der Besitz von Nephritbeilen, deren Gestein auf Indien hindeutet, es unzweifelhaft
erscheinen läßt, daß Beziehungen mit fernen Ländern bestanden haben, so ist die Einwan-
derung der zahlreichen Bevölkerung, die wir in den Pfahlbauten über ganz Europa
verbreitet finden, damit noch nicht erwiesen, ebenso wie die Auswanderung oder die Ver-
nichtung derselben dadurch nicht wahrscheinlicher geworden ist, daß wir sie heute nicht
mehr im Völkergemische besonders nachweise» können.
Die Hallstalter Funde.
Ebenso wie die einzelnen künstlerisch vollendeten Bronzen in den Pfahlbauten der
Steinzeit treten unvermittelt nach dieser Epoche die Bronzevölker in Mittel-Europa auf,
dereu Cultur wir fast ausschließlich im Gegensatze zu deu Wohustätteu der Steinzeit nur
in ihren Gräbern und den darin vorkommenden Grabbeigaben erkennen.
Grundverschieden in Allem, was die Charakteristik eines Volkes ausmacht, scheinen
uns diese neuen Ankömmlinge. Reich an schönen Bronzen, die auf das beste aus feinem
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch