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lässigen und dem Pfarrherrn zu gehorchen. Die sieben Städte verbanden sich dagegen, zu
einander zu stehen und von der evangelischen Lehre nicht zu weichen. Weder die Einstellung
des evangelischen Gottesdienstes in den Städten, noch eine vom Bischof Urban von Passau
versuchte Gegenreformation auf dem flachen Lande außerhalb der Geltungssphäre der
maximilianischen Concession gelang: in Enns wurde der neu eingesetzte Pfarrer verjagt und
in Sierning rotteten sich die Messerer, Hammerschmiede, Schleifer, Köhler und Holzknechte
zusammen; im Thale von Windischgarsten wurde der Prädicaut mit bewaffneter Hand in
die Kirche eingeführt, dem Stifte Spital Steuer und Dienst verweigert. Jni Mühlviertel
lagen die Märkte Rohrbach und Aigen mit dem Propste vou Schlögl in Hader. Den
Widersetzlichen mangelte nicht das Wohlwollen der Herren und Ritter.
Die Lage war auf das höchste gespannt. In St. Peter am Windberg nahm der
große Bauernaufruhr de» Aufaug. Die Pfarrleute vertriebe« gewaltsam den katholischen
Pfarrer; das Gleiche geschah in Waldkirchen und Rohrbach. Mit einem Patente entsandte
der Landeshauptmann den Landrichter nach Rohrbach; mit Mühe entkam derselbe den
ergrimmten Bauern. Sie blieben unter Waffen, zu Hunderten und Tausenden durchzogen
sie das Mühlviertel und setzten an Stelle katholischer Priester evangelische Prediger ein;
die Märkte wurden in Güte oder mit Gewalt zum Anschluß bewogen.
Ein kaiserliches Mandat gebot die Abschaffung der eingedrungenen Prädicanten,
untersagte jede Zusammeurottuug und verhieß Abhilfe gegründeter Beschwerden. Eine
ständische Untersuchungscommission wnrde gewählt und der Hofprocnrator Perger ent-
sendet, die Beschwerden entgegenzunehmen. Unumwunden sprachen die Bauern nun ihre
Absicht aus, nicht blos die Papisten zu verjagen, sondern auch alle Klöster und Schlösser
zu zerstören. Im Hansruckviertel erhöbe» sich gegen ihren evangelischen Herrn Achaz von
Hohenfeld die arg bedrückten Unterthanen von Penerbach (1595).
Am 3. Ävtober erging rings um Neukirchen am Walde die Ansage. Waitzenkirchen
wurde besetzt und von einem Gewalthaufen der Markt Peuerbach zum Anschlüsse genöthigt;
Lazarus Doppler, Besitzer des Watzenbergergntes in Obergermating, und Hengstberger
werdeu als Führer genannt.
Die eiligst abgeordnete ständische Commission nahm nnverrichteter Dinge ihren
Rückzug; die Bauern erklärten, sie hätten sich versammelt, um alle Neuerungen abzubringen
und eiue Beschwerdeschrift an den Kaiser zu entwerfen.
Zu spät beschlossen die Stände, die Rebellen mit dem Schwerte anzugreisen. Zwar
wnrde Eserdiug vom Landeshauptmann Haus Jakob Löbl Freiherrn auf Greiuburg ein-
genommen nnd Gotthard von Starhemberg zersprengte einen Haufen Bauern im Machland,
Landesobcrst Weikhart vou Polheim aber wnrde von den Banern bei Nenmarkt überfallen
nnd aus dem Felde geschlagen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch