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schließen kann, scheint die hyperbrachykephale Schädelform im Salzburgischen häufiger
vorzukommen als in Oberösterreich. Namentlich sind es einige Seitenthäler der Salzach,
wo dieser Typus stark vertreten ist; so ist im Dorfe Alm bei Saalfeldeu etwa ein Drittel
und in Buchebeu und Markt Rauris fast die Hälfte der Schädel hyperbrachykephal.
Vielleicht darf man hierin Anklänge an die so auffallend große Verbreitung dieses Typus
in Tirol erblicken. Im Salzachthale selbst, z. B. in Piesendorf uud Mendorf ist der
hyperbrachykephale Typns viel weniger stark vertreten und Hyperbrachykephal« und
Mesokephale halten stch hier entweder das Gleichgewicht oder es sind selbst diese in größerer
Anzahl als jene vorhanden, Wie gesagt,
ist auch in Oberösterreich der brachyke-
phale Typus der herrschende; dies gilt
nicht blos im Allgemeinen, sondern auch
im Einzelnen. Wir finden ihn sowohl
südlich als nördlich der Donau und in
St. Oswald bei Freistadt zeigt er bei-
spielsweise eiue so weite Verbreitung,
daß mehr als zwei Drittel der dort in
beträchtlicher Zahl gemessenen Schädel
diesem Typus angehören. Nicht selten
zeigen die Mesokephalen Eigenthümlich-
keiten, durch die sie an die dolicho-
kephalen Formen erinnern, und man
hat daher solche Schädel als dolichoide
bezeichnet; auch sie fiudeu iu unseren
Ländern eine Vertretung. Dagegen fehlen jene eigenthümlichen Langschädel, welche in den
Reihengräbern gefunden wnrden, so gut wie vollständig. Diese Thatsache gewinnt noch an
Interesse, wenn wir sie mit anderen Resultaten der Anthropologie zusammenhalten. Es
besteht nämlich ein merkwürdiger Parallelismus zwischen der Häufigkeit gewisser Schädel-
formen und der Verbreitung bestimmter Farbencomplexionen. So finden wir eine allmälige
Abnahme der Dolichokephalie bei gleichzeitiger Zunahme der Brachykephalie, wenn wir
vom Norden Deutschlands nach dem Süden gehen; diese Abnahme ist verknüpft mit einer
eben solchen Abnahme des hellen, blonden, blauäugigen Typus bei gleichzeitiger Zunahme
der dunklen Complexion. In den uns zunächst interessireuden Kronländern Österreichs
erscheint diese Ab- und Zunahme nur weiter fortgesetzt und sie bilden in anthropologischer
Hinsicht nur die Glieder einer langen Kette, die wir vom äußersten Norden Deutschlands
bis tief nach Steiermark, Kärnten und Tirol verfolgen können. Man hat ans den
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch