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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Seite - 121 -
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121 wird das Geld nicht angesehen, und manch ein übermüthiger Junge hat sich schon die Cigarre mit Banknoten angezündet oder diese beim Tanze den Musikanten nur so vor die Füße geworfen, als wüchsen sie wie Tannenzapfen. Bei solchen Gelegenheiten geht auch bisweilen alles ernste Wesen verloren. Sonst gut- müthig und friedfertig, setzt es dann gegenseitige Neckereien, Sticheleien, Spottlieder n.s.w., besonders wenn das junge Mannsvolk in „Rüden", das ist in Rotten aufeinander trifft. Nicht lange währt es, und man kömmt vom Wort zur That. Bierkrüge bekommen Flügel, Bänke und Stühle müssen Kuittel liefern, oder man geht mit Ranfeifen, Stoßringen und Messern auseinander los — es begiunt eine solenne Schlägerei; Blut fließt hier uud dort, ja selbst Todte hat man schon manchmal hinweggetragen. Besonders der heißblütigere Jnnviertler, der Biel-trinker, ist um seiner Rauflust willen bekannt; der ruhigere „Landler", der Mostmensch, greift seltener zu solch improvisirteu Waffen. Man hat dem Oberösterreicher, besonders dem oberösterreichischen Bauer, nicht selten hochgradigen Egoismus vorgeworfen. Nicht immer mit Unrecht. Aber er hat auch feiue Ideale, für die er mit Begeisterung Gut und Blut hingibt. „Gott und Religion", „Kaiser und Vaterland" — nicht blos das eigene „Landel", sondern das große öster- reichische Vaterland — das sind ihm Worte von Hellem Klang uud diese finden jederzeit lauten Wiederhall in der Brust eines rechten Oberösterreichers. Wer ihm diese Ideale angreift, der kann es gründlich mit ihm verderben. Kunst und Wissenschaft haben von altersher zahlreiche Jünger in Oberösterreich gefunden, und groß sind die Werke, welche sie ans diesem Gebiete geschaffen haben — lautsprechende Zeuge« sür die Geistesvorzüge des trefflichen Volkes. Das schöne Land und das herrliche Volk sind einander werth! Zur Bervollstäudiguug des Bildes, das wir von den Bewohner» Oberösterreichs zu entwerfen suchten, wollen wir uns auch noch um die üblichen Kleidertrachten umsehen, umsomehr, da das Sprichwort „das Kleid macht den Manu" nicht ohne alle Wahrheit ist. Dabei sehen wir ab von den höheren Kreisen der Gesellschaft, die sich nach dem Mode-Journal vom Pariser Kleiderküustler oder von der Modistin ihr Gewand machen lassen, und scheukeu unsere Aufmerksamkeit deu untere«, breiteren Schichten des Volkes. Auch bei diesem hat die Kleidertracht ihre Geschichte und es wäre der Mühe werth, derselben vom germanischen Urcostüm, dessen Einfachheit uns Tacitus so anschaulich schildert, bis zur Solidität der Gewaude in den Zeiten Karl des Großen und von der wunderlichen Geckenhaftigkeit der Bauerntracht in jenen Tagen, da der Sohn des Meiers Helmbrecht lebte, bis in die Zeiten zu folgen, da durch den Einfluß Spaniens und Frank- reichs auch der oberösterreichische Bauer seine Kleider zuerst uach spanischer, dann nach französischer Manier umzugestalten für gut fand, woraus endlich die Volkstracht unserer Tage sich entwickelte. Doch das würde uns zu sehr in die Weite und Breite sühreu. Wir
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Oberösterreich und Salzburg
Band
6
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1889
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.03 x 24.86 cm
Seiten
650
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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