Seite - 132 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
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Geht er endlich unverrichteter Sache hinweg, so singt er etwa:
„Guetö Nacht über n Bes'n,
I bin der Recht' nöt g'wes'n,
Wan i der Recht g'wes'n waa(r). Thaat i ein gnetö Nacht nehma aa,
Gnatö Nacht über s G'holzt, >
Dn waarst schon die Recht', wannst wolltst,"
Er bekömmt aber wohl noch vom Fenster her zu hören:
I gib dir koan' Spensan,
I leih dir koan Strick; Wannst ein braver Bna bist.
Gehst voneh2 zu koar^ Flüg n, s. w.
Oft genug nimmt leider die Geschichte eine andere Wendung und von den
bedauerlichen Folgen wissen die Matrikenbücher, die Vormundschaftsbehörden, mitunter
selbst die Criminalacten zu erzählen, besonders in den Gebirgsgegenden, wo das Axiom
gilt: „Auf der Alm gibts koan Snnd."
Anders jedoch nimmt man die Sache unten im Thal. Hat ein „Holzknecht"
Veranlassung gehabt, eiueu nächtlichen Besuch in einer Almhütte zu machen, so wird er
nach seiner Rückkehr am Morgen von seinen Kameraden „geschliffen". Man packt ihn beim
die man sonst zum Sitzen zu gebrauchen pflegt, über einen Schleifstein, den man so lange
in rotirende Bewegung setzt, bis die Hose zerrissen ist und wohl noch etwas mehr in
Mitleidenschaft gezogen wurde.
Aus solchem Umgange der Geschlechter mit einander entstehen manche Ehen, aber
nicht allzuviele. Zumeist geht es beim Abschluß einer Heirat ziemlich trocken und geschäfts-
mäßig her, den» „Heiraten ist nicht Kappentanschen". Und hält man auch auf das Wort:
„Eigener Herd ist Goldes werth, ist er gleich arm, hält er doch warm", so kennt man
auch das andere: „Heirat in Eil' bereut man mit Weil'". Auch um die Heirat hat sich ein
reicher Kranz von Bräuchen und Meinungen geschlungen, welche diesen so entscheidenden
Schritt im Menschenleben feiern und weihen. Doch finden wir die hierbei in Oberösterreich
üblichen Bräuche fast durchwegs auch anderwärts wieder und gedenken daher nur einiger
eigenthümlicher Züge Oberösterreichs.
Gehen die Brautleute selbst oder in deren Namen, wie es gewöhnlich geschieht,
ein „Leutelader" zu deu „Freunden", das ist Verwandten und Nachbarn, einladen und
bringen sie dabei ihren Spruch vor, so endet derselbe hier und da mit den Worten: „Und
nun thaat'u ma bitt'n um ein' Henn' oder ein' Hahn", oder es nahm gar der Leutelader
schon aus dem Hause der Braut einen schwarzen Hahn mit auf den Weg. Fast in jedem
Hause wird daraufhiu eine Henne oder ein Hahn, wo möglich von schwarzer Farbe,
verabreicht. Die armen Thiere werden an den Füßen gebunden und Stück für Stück an
Kopf nnd bei den Füßen und hält ihn mit der Reversseite des menschlichen Angesichtes,
' Gehölze, Wald. - von vornehmem. ^ temer.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch