Seite - 134 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
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ein Hemd und ein Halstuch für den Bräutigam liegen hat. Ist der übersiedelnde Theil
der Bräutigam, so hat er im Korbe verschiedene Tüchel für die Dienstleute in seiner
neuen Heimat.
So setzt sich der Zug unter Büchsen- und Peitschenknall in Bewegung, im Mühl-
viertel auch von Musik begleitet. Aus den Häusern herbeieilende Zuschauer ziehen vor dem
Zuge eine Schnur oder eine Stange quer über den Weg oder schließen ein offenstehendes
Gitterthor vor demselben zu, als wollten sie ihn aufhalten, und Braut oder Bräutigam
muß für Gewährung der Weiterfahrt eiue kleine Gabe reichen. Im Mühlviertel wird der
Weg manchmal förmlich verbarricadirt. Dort sucht mau auch in den Häusern, an denen
der Zug vorbeigeht, irgend etwas zu erhaschen, was man dann der Brant gleichsam für
ihren Hausrath bringt. Besonders ist es auf eine Wiege abgesehen, wenn nicht ohnehin
schon eine solche unter den Brautgütern sich befindet, oder auf Hühner. Kann man eine
Henne erwischen, so wird sie in einen bereitgehaltenen Sack gesteckt, und so vieler man
deren auch habhaft wird, sie folgen alle der ersten in die Tiefe des Sackes.
Führt der Weg an einem Wirthshause vorüber, so pflegt man dort etwas Halt zu
machen; die Wirthe sehen es nicht gerne, wenn man so ohne Gruß bei ihueu vorbeifährt.
Kommt der Zug endlich bei dem Hochzeitshause au, so findet man dasselbe versperrt.
Nichts rührt sich in demselben, es ist wie allsgestorben. Man muß sich erst anmelden und
sagen, daß man etwas hergebracht habe. Erst dann öffnen sich den übrigens sehnsüchtig
Erwarteten die Thore; die Siebensachen werden in das Haus geschafft und darauf ein
Mahl gehalten, dem wohl auch ein Tänzchen folgt, — oft bis tief in die Nacht hinein.
Das Salzkammergnt kennt noch einen anderen Brauch, der der Hochzeit vorhergeht.
Tritt ein Holzarbeiter in den Ehestand, so wird er von seinen Kameraden am Samstag-
Feierabend vor seinem „Ehrentag" gekrenziget. Zieht man vom Arbeitsplatz nach einer
Woche voll Mühe und Arbeit heim zu Weib und Kind, um mit ihnen Sonntag zu halten,
so wird dem Ehemann in spe ein aus Stangen zusammengefügtes Kreuz, ein Symbol des
anznhoffenden Ehekreuzes, auf die Schulter gelegt, daß er es mit heimschleppe, wobei es
an Riemen- und Peitschenhieben nicht fehlt. Geht der Weg an einem Wirthshause vorbei,
so kann sich der kreuztragende Bräutigam gegen Bezahlung „eines Trunkes" von dem
Kreuze loskaufen, — könnte er es nur oft auch von dem nachfolgenden Ehekreuze!
Indem wir nun an allem Hochzeits-Eeremoniel, wie es im „Landl" Brauch ist, uud
an aller damit verbundenen volksthümlichen Etikette vorbeigehen, können wir doch nicht
auch das Gleiche von der Nachhochzeit thun.
Am Tage nach der Hochzeit treffen wir die neuen Eheleute und deren Hochzeitsgäste
abermals beisammen. Schon am Bormittag ziehen die Burschen, abenteuerlich gekleidet,
umher, necken Jung und Alt und setzen besonders die weibliche Jugend in Schrecken.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch