Seite - 142 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
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zeigen, wo insbesondere die „Pfannhäuser" von Hallstatt (das ist Salinenarbeiter) die
Aufführung des Schwerttanzes liebten nnd noch üben. Selbst vor Kaiser Franz durften
sie sich produciren. Der Schwerttanz ist aber eine künstliche Leibesübung, welche von neuu
Tänzern, einem oder zwei Pfeifern, einem Trommler und zwei Faschingsnarren oder
Hanswursten ausgeführt wird. Sechs Schwerttänzer waren weiß, sechs grün gekleidet
(anderwärts gelbe Hosen und rothe, weißverbrämte Jacken). Sie traten mit dem Spruch
ins Haus:
„Wir treten herein ganz edel und fest
Und grüßen alle Zuschauer aufs best';
Grüßten wir einen und den andern nicht.
Wären wir die rechten Schwerttänzer nicht.
Die rechten Schwerttänzer sind wir genannt.
Wir tragen das Schwert in unserer Hand.
Spielmann, mach' auf den rechten Schwerttanz!"
Inzwischen fanden sich Zuschauer ein, Klein und Groß, Jung und Alt, uud füllten
alle freien Plätze; Bänke, Stühle, Tische improvisiren eine Galerie für die Schaulustigen;
die Schwerttänzer aber beginnen ihr Spiel. Zuerst machen sie einen Rundtanz, wobei ein
jeder die Säbelspitze seines Nebenmannes in den Händen hält. Dann springen sie über die
Säbel, worauf man sie ablegt, um einen Tanz auszuführen. Neuerdings ergreifen sie die
Säbel und bilden nun den „Schnecken" oder „Haspel", woraus der Vortänzer und alle
folgenden sich nach und nach herauswinden, ohne die Säbelspitze des Nebenmannes aus
der Hand zu lassen. Indessen hat sich der Hanswurst verloren, „weil er zahlen soll". Er
wird gesucht und mit den Worten: „Wurstl, du mueßt 3.(X)0 Gulden derleg'n, oder ma
werd'n dir 'n Kopf z'Füeß'n leg'n" in den Kreis geschleppt. Er muß niederknien; alle mit
Ausnahme des Vortänzers, halten ihm die Säbel auf die Schultern; der Vortänzer
schwingt sich hinaus uud spricht:
„Da bin ich heraufgestiegen, Er hat verthan sein Hab und Gut
Wär besser, ich wär unten blieben. Bis auf einen zerrissenen Hut.
Ter Fasching ist ein verthunlicher Mann, Er reist das Land wohl aus und nieder,
Hat all' sein Hab und Gut verthan; Was er bekömmt, versaust er wieder.
So spring ich aus dem grünen Kranz;
Spielmann, mach auf den lustigen Schwerttanz."
Sie tanzen dann noch einen Ruudtauz, jedoch in schnellerem Tacte als anfangs,
und ohne daß man es merkt, tritt einer um den anderen aus dem Kreis seitwärts, bis nur
mehr der Vortänzer und ein Nachtänzer übrig bleiben, die sich noch einigemale herum-
drehen. Zuletzt schwingen alle die Säbel, schlagen sie klirrend an einander, rufen ein
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch