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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Seite - 146 -
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I4l> mit Tannenreisig umwunden und mit Bändern, Blumen und Fähnchen geschmückt wird. Unter der Wölbung des Bogens wird von einer Seite zur andern eine Schnur gezogen, die sich gegen die Mitte zu etwas senkt. An der tiefsten Stelle derselben wird ein eiserner Ring von der Größe eines Thalerstückes befestigt, dessen innere Fläche mit weißem Papier verklebt ist, um ihn dem Auge sichtbarer zu macheu. Zur bekannt gegebenen Stunde findet sich Publicum genug ein, um sich zu unterhalten und die Gewandtheit der Ringelreiter zu bewundern. Diese haben sich indessen bei einem Wirthe versammelt, und uuu kommen sie daher, eine Musikbande voran. Die Theilnehmer am Spiele erscheinen auf sliukeu, uugesattelteu Pferden, ein jeder mit dem Ringelstocke bewehrt, der zwei Meter lang ist, ungefähr wie ein Billardstock. Auch ein Bajazzo reitet mit, der durch sein verkehrtes Gebühren nicht wenig zur allgemeinen Heiterkeit beiträgt. Etwa zwanzig Schritte vor dem Bogen macht der Zug Halt; die Musik verstummt und das Spiel beginnt. Der Reiter mit Nummer 1 versucht zuerst seine Kunst. Er spornt sein Pferd und im Galopp sprengt er unter dem Bogen durch; im geeigneten Moment stößt er mit seinem Stocke nach dem Ringe. Gelingt es ihm, das Papierblättchen zu treffen und zu durchstechen, so bleibt der Ring an seinem Stabe hängen; die Musik bläst eine Fanfare und das Publicum ruft laute» Beifall. Mißlingt es ihm, darf er sich nichts daraus machen, daß man ihn auslacht. Er macht sich auch nichts daraus, sondern kehrt sein Pferd um und stellt sich zu neuem Ritte auf, während seine Kameraden nach der Reihe ihrer Nummern es ihm nach oder zuvorzuthun suche». So oft der Ring getroffen wird, wird er durch einen neuen ersetzt. Wer uach einer bestimmten Zahl von Ritten den Ring am öftesten herabgestochen, erhält den ersten Preis. Musik, Geschick und Mißgeschick der Reiter, die „Dummheiten" des Bajazzo machen das Spiel zu einer fröhlichen Unterhaltung. Schade, daß diese ritterliche Übung mehr und mehr außer Brauch kommt. Dasselbe ist auch der Fall mit dem Sack- oder Hosenlaufen, mit dem Hahnschlagen und Eierklauben. Beim Sack- oder Hofenlaufen, das besonders im Hausruckviertel ein- gebürgert war, fanden sich mehrere Paare von Läufern zusammen, meistens eben der Schule entwachsene Jungen, um miteinander um die Wette zu laufen und dafür ausgesetzte Preise zu gewinnen. Je zwei stecken zu dem Zwecke der eine das rechte, der andere das linke Bein in einen Sack ohne Boden oder in eine eigens dazu passende Hose. Die Paare stellen sich in einer Linie nebeneinander auf, um auf ein gegebenes Zeichen nach einem entfernten Ziele und wieder zurückzulaufen. Das Paar, welches zuerst zurückkommt, erhält den ersten Preis, das folgende den zweiten u. f. w. Auch hierbei gibt es viel zu lachen, denn es geschieht nicht selten, daß eines der laufenden Paare den Gleichschritt, auf den selbst- verständlich alles ankommt, verliert, so daß einer den andern im Laufen hindert oder gar beide über den Haufen fallen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Oberösterreich und Salzburg
Band
6
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1889
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.03 x 24.86 cm
Seiten
650
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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