Seite - 151 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
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auf deu Platz. An der Spitze fährt ein Wagen mit „Spielleuten", welche harlekinmäßig
angezogen sich eines Brettchens, das mit einer Saite bespannt ist, einer Bratpfanne n. s.w.
als musikalischer Instrumente mit herzzerreißendem Erfolge bedienen. Ihm folgt ein Wagen
mit Wäscherinnen, welche nasse Tücher über die Umstehenden ausschwingen, oder ein
dritter mit Dreschern, welche mit Stroh-Flegeln nach den Zuschauern schlagen n. s. w.
Den Schluß macht ein Wagen oder Schlitten, je nach Umständen, mit einem Strohmann,
dem Fasching. Die Wagen stellen sich ans dem Platze im Kreise auf, der mit dem
„Fasching" aber iu der Mitte. Der „Fasching" wird vom Fahrzeuge heruntergerissen,
auf dem Boden hin- und hergezerrt, vom Leben zum Tode gebracht, z. B. erschossen und
eingegraben. An einigen Orten gräbt man ihn am Aschermittwoch wieder aus, schleppt
ihn unter Geheul und Gewinsel herum, verscharrt ihn aber dann neuerdings, und zwar in
einem — Düngerhaufen.
Einen ganz eigenthümlichen Brauch, den Fasching zu begraben, hat man in Steyregg.
Zwei Mäuner gehen unter einer hoch empor gehaltenen Plahe ans der ein Ziegenkopf
hervorragt, einher — es ist die „Habergeiß"; ein dritter führt das Ungethüm. Auf mehreren
Wagen kommen allerlei possenhafte Gestalten, welche sich vermummt und durch gewaltige
Kröpfe, Höcker und dergleichen verunstaltet haben. In einem mit Tannenreisig besteckten
Wagen ist ein Strohmann mit einem Dreispitz auf dem Kopfe — der „Fasching". So geht
der Zug zur Donau. Dort wird der Fasching-Strohmann unter allgemeinem Geschrei und
Geheul in den Strom geworfen.
Mahnen schon manche Faschingsspiele und Faschingsfeste an den Sieg des neu
erwachenden Frühlings und an das Hinsterben des Winters, so knüpfen sich ähnliche
Vorstellungen an den Namen und an die Bräuche, Spiele und Festlichkeiten von Ostern.
Auch Oberösterreich hat seine Palmbänme, seine Ratscherbuben, seine Antlaß- und
Ostereier. Kinder und junge Leute üben das Eier-Pecken und das Eischeibeu. Auch hier
hält mau das Ostermahl, bei welchem der Tisch mit jungsprossender Saat und den ersten
Frühlingsblumen geschmückt ist; es hat sein „Emaus-Gehen" und seinen Ahnl-Sonntag.
Diese Frühliugsbränche dehnen sich um den St. Georgstag (24. April) aus,
ja sie concentriren sich durch allerlei mystische Züge so recht eigentlich um diesen Tag, der
dadurch recht deutlich als der altheidnische Ostertag hervortritt. Mit den ersten Mai-
tagen, an welchen der Maibaum gesetzt wird, gehen diese Frühlingsbräuche zu Ende.
Einiges in denselben sticht jedoch in eigenthümlicher Weise hervor, so hat z. B. das Jun-
viertel eine besondere Art von Palmbäumen. Dazn nimmt man junge Fichteubäumchen
von schlankem Wüchse, fünf bis sechs Meter hoch. Hat man ein taugliches Bäumcheu
' Großes Stück Leinwand, um Wagen und dergleichen zu verhüllen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch