Seite - 163 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Bild der Seite - 163 -
Text der Seite - 163 -
163
Enns und Steyr, an der Krems und Traun uud draußen in der Ebene, in den Holzschlägen
hinauf bis zum Plöckenstein — überall Arbeit, Landmann, Handwerker, Holzknecht und
Schwoagerin u. s. w. haben ihre Arbeit mit schönen Bräuchen umkränzt und gewürzt.
Des Landmannes Sinnen, Denken und Fühlen gehören dem Felde, dem Säen,
Pflügen, Ernten. Darauf beziehen sich seine altererbten „Wetterregeln" und diesem gelten
zahlreiche spruchartige „Arbeitsregeln", z. B.: „Früher Dünner — spater Hunger";
„Dickerl (das ist St. Benedict) steh auf und bau' Habern"; — „Js nn um drei Tag
z'bald, na' unser Frauen ist guet bauen". „Am Georgstag soll sich im Korn verbergen ein'
Krah (Krähe) und z'Pfingsten ein Mann"; — „z'St. Veit maaht ma in alle Weit"; —
„der Peterstag brennt dem Korn d'Wurzen ab"; — „am Peterstag steht der Bauer mit
der Sichel da;" — vom Roggen rechnet man: „vierzehn Tag' schießen; vierzehn Tag
blean (blühen); vierzehn Tag einköna (Körnerbildung) und vierzehn Tag a' zeitig'» (reifen)",
„ban'n Weiz in's Lackl, so füllt er dir's Sackl" n. s. w.
Um die Saaten vor dem Hagel zu schützen, steckt man am Palmsonntag „Palm-
buschen" in dieselben. Am Georgstag oder auch in der Nacht vor dem Charfreitag treibt
man die Hexen durch Schnalzen mit Peitschen und Rasseln mit Ketten nicht blos von
Haus nnd Hof, sondern auch von Grund und Boden fort, und am folgeudeu Tag, am
Markustag, beginnt der Bauer das „Kornfeldbeten". Abends umgeht er mit den Seinigen,
den Rosenkranz betend, die Gründe, wo Korn und Weizen stehen. Großen Werth legt
er darauf, daß die Frohuleichnamsprocession im Freien abgehalten werde, denn geschieht
es nicht, so ist Hagelwetter zu befürchten. Mit leicht begreiflicher Angst sucht er durch
allerlei Mittel ein solches Unglück auch sonst abzuwenden. Ziehen Hagelwolken daher,
so eilt man, die Egge mit den Zähnen nach oben hinzulegen, den» das hilft gegen den
Schlossenfall. Kömmt dieser dennoch, so stellt man schnell das Weihbrunngesäß auf den
Düngerhaufen oder gibt drei Schlossen in dasselbe. Auch wenn man bei Beginn eines
Hagels eine Schlosse zerschlägt, geht das Hagelwetter ohne weiteren Schaden vorüber.
Endlich nach langem Kümmern und Sorgen kommt die Schnitt- oder Erntezeit. „Zu
Kilian schueid't ein jeder Mann" ist agronomischer Canon. Die ersten Halme, welche der
Schlutter erfaßt, bindet er sich um den Leib, denn das hilft gegen die Kreuzschmerzen, und
die letzten Halme läßt man auf dem Felde stehen. Wird der Weizen geschnitten, bringt die
Bäuerin Krapfen auf den Tisch; desgleichen wenn die Haferernte beendet ist. Ist die letzte
Garbe geschnitten, ist das „Abschnitterkoch" zu verzehren Brauch, wobei Blumensträußchen
auf den Tisch kommen, um welche Knechte und Mägde sich streiten. Zum Erntefest setzt es
wohl auch eiueu Schnittertanz.
Auch für das Obst hat der Bauer feiue Sprüche, so sagt er: „Der Jagel thuets
salzen, der Lenzl thuets schmalz'u, der Bart'l gibt eahm ein' G'schmach, der Michl brockt's
l,»
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch