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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Seite - 165 -
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165 gilt. Jeder Drescher gibt daher wohl acht, um nicht den letzten Schlag zu thun und die Stadlhenne zu bekommen. Doch ist diese so übel nicht. Beim Ausdreschermahl erhält der „Unglückliche" nämlich eine doppelte Portion von Schweinebraten, die man ihm überdies mit Weizen-, Korn- und Gerstenähren aufputzt. Als Zugabe muß er freilich manche Spottreden und Neckereien hinnehmen. Wer unter Nachbarn zuerst „ausdrischt", das heißt mit dem Abdrnsch fertig ist, schickt seinem Nachbar, der noch nicht so weit mit der Arbeit ist, den „Leoblmann" mit der „Leoblrentern."' Es ist dieses ein Strohmann, der mit allerlei Lumpen und Fetzen bekleidet wurde. Man gibt demselben einen Dreschflegel über die Achsel und eine „Reuter" (Getreidesieb) auf den Rücken; auf dem Hut aber hat er einen Zettel mit Spottversen, z. B.: „Auf mein' Hut steht's g'schrieb'n, —Wann's net leobeln mögts, —Laßt's ös lieg'n". Des Morgens, wenn beim Nachbar die Drescher schon in der Scheune sind, wird ihnen der Strohmann auf die Tenne geworfen. Der Überbringer hat aber höchste Zeit zur Flucht; denn erwischt man ihn, so wird er „ausgespannt" und „eingestroht" und mit geschwärztem Gesichte fortgejagt. Den festlichen Schluß des Abdrusches bildet das „Ausdreschermahl", auch „Tendel- boß" genannt, wobei Braten und Krapfen nicht fehlen dürfen. Zu demselben werden in recht patriarchalischer Weise selbst die Taglöhner geladen, außerdem der eine oder andere „Freund" und der Müller, bei dem der Bauer sein Getreide mahlen läßt. Auch der Flachsbau und die Flachsernte haben ihre eigenthümlichen Gebräuche. Wenn der Bauer Haar, das ist Flachs anbaut, so macht ihm sein Weib „Eier in Schmalz" und trägt es ihm auf das Feld nach, wo es der Säemann ißt, ehe er die Arbeit beginnt, angeblich damit die Hände heil^ werden, so daß die „Linset" ^ leicht davon wegfliegt. Thatsächlich handelt es sich hiebet um einen heidnischen Ackercult. — Beim Sonnenwende- feuer springen die Mägde hoch über dasselbe, damit der Flachs hoch wachse. Ähnliches thaten ehedem die Weber bei den Faschingsanfzügen in der gleichen Absicht. Daß die angebrannten Besen vom Sonnenwendefeuer in das Flachsfeld gesteckt werden, wurde schon oben angeführt. Hoch geht es in manchen Gegenden her bei der Flachsernte, die aus dem „Haar- fangen" und „Haarrüffeln" besteht. Zu dieser anstrengenden Arbeit kommen die Leute aus mehreren Häusern zusammen. Das Haarfangen, das ist das Ausreißen des Flachses aus dem Boden, beginnt man zeitlich morgens. Die Leute aus den einzelnen Häusern halten dabei partienweise zusammen und arbeiten um die Wette, so daß es rasch vorwärts geht. Und das ist auch gut, da die mit Flachs bestandene Fläche keineswegs unbedeutend ist. ' Leob' ln heißt schläfrig sein und thun (vergleiche ^lau"). ' glatt. * Leinsamen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Oberösterreich und Salzburg
Band
6
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1889
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.03 x 24.86 cm
Seiten
650
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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