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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Seite - 172 -
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172 kümmerlicher Wald, der sich mitten in die Steinwüste des Todten Gebirges hineingelegt hat, heißt beispielsweise im Munde der Ansseer Hennarsch, indeß die Oberösterreicher, denen die Erweichung des r zu rsch fremd ist, Hennar sprechen. Überschreitet man bei der Burg- ruine Wittinghansen die Nordgrenze des Landes, die kaum durch eine Hecke markirt ist, so schlägt ein eigenthümlich singender Ton ans Ohr, den man in Haslach, das ein paar Wegstunden südlicher liegt, nicht hört. An dem „si regnet", „si schneit" erkennt der Freistädter den deutschen Bauer aus den böhmischen Grenzdörfern. Der Niederösterreicher von Haiders- hofen an der Enns hänselt den Ellennser, wie er seinen Nachbar westlich des Grenzflusses nennt, wegen seiner breiten und altväterisch klingenden Sprache und dem Jnnviertler bei Schärding und Braunau gilt der am westlichen Ufer des Inn wohnende Rotthaler in Betragen und Rede für grob. — Doch selbst innerhalb der engen Grenzen des Landes ist die sprachliche Einheit, trotz aller Gemeinsamkeit in Wort und Ton, keine absolute. Wie die Flora eine andere ist in den Niederungen der Traun und Donau als unter dem Schatten der Tannen- und Buchenwälder des oberösterreichischen Seegebietes, wie Licht und Luft anders vertheilt sind, ob der Wanderer die wohlbestellten Fluren des sonnigen Hügellandes durchstreift oder ob er die himmelanragenden Felskuppen des Dachstein- gebirges emporklimmt, wie die Lebensbedingungen für den Köhler in der düsteren Wald- einsamkeit des Blöckensteines andere sind als für den glücklichen Bewohner des gesegneten Weizenbodens von St. Florian, so sind auch die Laute der Volkssprache nach verschiedenen Gauen mannigfaltig nüancirt, so daß man berechtigt ist, mehrere Sprachgebiete zu unter- scheiden. Der Kamm des Hausruckwaldes und der Lauf der Traun trennen das Land südlich der Donau in drei solche Gebiete und im oberen Mühlviertel, dem alten Abteilande, das durch Jahrhunderte nnter dem Hochstift Passau stand, wohnt ein reckenhaftes Geschlecht, das den östlich von der großen Mühl wohnenden Nachbar nicht nur an Statur um ein Gutes überragt, sondern sich von demselben auch durch mancherlei sprachliche Eigenthüm- lichkeiten unterscheidet. Diese Unterschiede sind oft nur dem geübten Ohr vernehmbar, durch die Schrift aber schwer oder gar nicht zu bezeichnen. Oft liegt die Verschiedenheit nur im Tonfall der Rede oder in der schärferen Articnlation eines Lautes. So wird östlich von der Traun auslautendes r zu einem dumpfen, tonlos nachklingenden a, man spricht mia (mir), dia (dir), mea (mehr), Bäa (Bär). Am Hausruck und im alten Abteiland wird r auch an dieser Stelle energisch gerollt und da überdies dort das e vor voealisirtem r stark geöffnet, hier aber geschlossen ausgesprochen wird, so füllt bei der Häufigkeit dieser Laute schon infolge dieses einzigen Unterschiedes die Rede hier und dort ganz anders ins Ohr. In Wörtern wie Bart, Haar, hart, schwarz spricht man in dem einen Gebiet trübes a mit nachklingendem helleren a, in dem anderen trübes a mit kräftig artienlirtem r, was wieder eine große Anzahl von Wörtern hier und dort anders klingen macht. Eine ähnliche
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Oberösterreich und Salzburg
Band
6
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1889
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.03 x 24.86 cm
Seiten
650
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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