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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Seite - 174 -
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174 ein paar Sprachinseln. Als eine solche bezeichnet man die Gösau. In der Gemeinde Viechtwang wohnt am linken Ufer der Alm das sonderbare Völklein der Almecker, aus wenigen Familien bestehend, die alle untereinander verschwägert sind, sich selten anßer der Sippe verheiraten, sich überhaupt streng gegen ihre Nachbarn abschließen und außer anderen Besonderheiten eine Menge von Wendungen und Ausdrücken haben, die im übrigen Lande nicht verstanden werden. Die Sprache der Märkte und kleinen Städte hebt sich von der Sprache des Bauers durch einige charakteristische Züge ab. Sie verschmäht die bäuerlichen Diphthonge, die das lange o vertreten, und ersetzt sie durch ein nach a hin geöffnetes o. Den Diphthong oa vereinfacht der Städter gerne zu langem a: i haafs (ich heiße), Staan (Stein), Baan (Bein). Das oi für en gilt für feiner als das io, weshalb der Städter jenes bevorzugt; in den Verben der U-Classe ist das oi durch den Diphthong ie (ia) verdrängt worden. Im Allgemeinen nähert sich die Sprache der Städter der Schriftsprache. Eine solche Annäherung ist auch in der Sprache des Bauers nicht zu verkennen. Während im XVIII. Jahrhundert der Dialeet noch so unumschränkt herrschte, daß selbst der gebildete Beamte in seinen Agenden, Rechnungen und Berichten, wenigstens was den Vocalismus anbelangt, den unverfälschten Dialeet schrieb, ist heute selbst der ungebildetste Bauer aus dem einsamsten Gehöfte bestrebt, sobald er die Feder zur Hand nimmt, sich des Hochdeutschen zu bedienen. In neuester Zeit üben Schule und Zeitungswesen, Verfassungs- leben und allgemeine Wehrpflicht einen von Tag zu Tag sich steigernden Einfluß auf die Sprache aus. Manches Wort, das vor dreißig Jahren noch gang und gäbe war, ist heute veraltet, die bäuerlichen Diphthonge eo, io und oi sind nun auch auf dem flachen Lande theils verdrängt theils gefährdet, der Bauer ist sich der Derbheit seiner Sprache bewußt und sucht sie, wenn er mit dem Gebildeten spricht, nach Möglichkeit zu vermeiden. Die Dialectdichtung ist die reinste Kunstdichtung in bäuerlicher Verkleidung. Ebensowenig als der Städter, der sich gelegentlich einer Besteigung des Schneeberges oder einer Villeggiatnr am Attersee in Alpeneostüin wirft, zum Älpler wird, ebensowenig ist auch nur einer unserer vaterländischen Dichter von Maurus Liudemayr bis Leopold Hörmann, wie gediegen der Inhalt ihrer Lieder, wie rein auch der Dialeet sei, den sie sprechen, ein echter Volksdichter. Sie sind vielleicht aus dem Volk herausgewachsen, aber sie gehören ihm nicht mehr an, sie singen zwar von dem Volke, aber nicht für dasselbe. Manchmal sieht die Dialectdichtung vom Volke, dessen Sprache sie spricht, gänzlich ab und wird zur ' subjektiven Lyrik. Diese Gattung hat besonders in den Liedern, die dem vaterländischen Sinn, der Liebe zun« heimatlichen Dorf, zum väterlichen Haus Ausdruck geben, Einzelnes geschaffen, was auf bleibenden Werth Anspruch erheben kann. Der Vater der modernen Dialectdichtung ist der Benedietiner von Lambach, Maurus Liudemayr (1723 bis 1783). Seine Hauptstärke ist das bäuerliche Lustspiel. Er schildert
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Oberösterreich und Salzburg
Band
6
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1889
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.03 x 24.86 cm
Seiten
650
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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