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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Seite - 208 -
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208 Volkssprachen, zumal der deutschen verkünde, so gilt dieses freilich sehr allgemeine Zeugniß doch auch mit für seine nächste Umgebung. Aber erst in dem Augenblick, da der Gegensatz zwischen geistlich und weltlich, der die Literatur des XII. Jahrhunderts beherrscht, mit dem Siege des letzteren endet nud der Ritter, der vou dem volksthümlicheu Spielmann wie vou dem gelehrten „Pfaffen" gelernt hat, selbst erfolgreich in die Geschichte der Dichtung eintritt, veruehmeu wir bei uus die ersten Dichternamen. Zunächst in der Lyrik. Zwei Richtungen könueu wir iu der Lyrik des XII. Jahr- hunderts unterscheiden. Die eine im Donanthale heimisch, volksthnmlich, naiv, frisch, sinnlich, thatsächlich, in der Form einfach, schlicht; die andere am Rhein, bald uuter dem Einflüsse der Franzosen und Provenzalen stehend, gedankenhaft, geistreicher, feiner und künstlicher, aber auch farbloser, abstracter und sentimentaler. Dort herrscht der Mann, nach dem das Weib in oft rührenden Frauenstrophen seine liebende Sehnsucht ausspricht; hier das Weib, und die Liebe wird nach der conventionellen Auffassung zum förmlichen Franendienst. Allmälig verbreitet sich diese vom Rhein her nach Osten und aus der Vereinigung beider Richtungen bricht die vollendete Blüte der altdeutschen Lyrik hervor. Nicht diese, wohl aber die ältesten namhaften Vertreter der ersten Richtung dürfen wir, wenn auch uicht ganz ohne Vorbehalt, für Oberösterreich in Anspruch nehmen. An der Spitze steht ein Ritter von Kürenberg, nach der verbreiteten, allerdings nicht vollends gesicherten Annahme aus der Nähe vou Liuz und Wilhering. Uuter seinem Namen ist uns eine kleine Anzahl meist noch einstrophiger Lieder überliefert, von einer Mannigfaltigkeit der Stimmung nud Situationen, daß eben diese einer Ansicht zur Stütze dienen kouute, welche vou dem Dichter nichts festhalten will als den Namen und die unbestreitbare Thatsache, daß nach ihm eine Weise benannt war, seine echten Lieder für verloren hält, jene ihm zugeschriebenen Strophen aber als Improvisationen verschiedener Frauen und Männer auffaßt. Aus den Frauenstrophen klingt nns dem vorhin angedeuteten Verhältiiisse gemäß iu der Regel Zartheit, liebevolle Sehnsucht, Schmerz um drohenden oder erlitteneu Verlust, nur ausnahmsweise herrschsüchtige Begehrlichkeit und Derbheit entgegen, ans den Männerstrophen bald trotzig abweisendes, bald siegesfreudiges Selbst- bewußtsein, dem aber auch Rücksicht und der schlichte, warme Ansdrnck treuer Liebe nicht mangelt. Volksthümliche Naturempfindung fehlt ganz, aber auch fast alles Couveutiouelle. Beides finden wir bei Die tmar von Aist. Dieser ist, vorausgesetzt, daß ihm die Über- lieferung nicht mehr des Fremden untergeschoben, als man amiimmt, eine Übergangs- gestalt, an der wir beobachten können, wie das Verhältniß sich allmälig umkehrt, wie der Frauendienst und die modische Sentimentalität, zugleich aber auch entwickeltere Formen allmälig eindringen. Bei ihm lesen wir anch das älteste deutsche „Tagelied", die dialogische
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Oberösterreich und Salzburg
Band
6
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1889
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
17.03 x 24.86 cm
Seiten
650
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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