Seite - 214 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
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dcr zweiten Hälfte seines Lebens (1814 bis 1842), also gerade der Zeit, wo er mit seinen
reifsten Dichtungen hervortritt (1830 und 1841), Oberösterreich angehört. Geistig frisch bis
in sein hohes Alter, voll kräftiger Männlichkeit auch im Schmerz, zugleich aber auch voll
Milde, Zartheit und Tiefe der Empfiuduug, umfaßt er eine reiche Stufenleiter menschlicher
Gefühle vom heitern Scherz bis zum höchsten Ansslug des Geistes und zur religiösen Weihe,
das Einzelgliick und Leid des Liebenden, Gatten, Vaters, aber anch die Liebe zur Heimat
nnd warmen österreichischen Patriotismus, der sich mit einem starken, an den eigenen
Erlebnissen in den Franzosenkriegen genährten Nationalgefühl verbindet. Alledem weiß
er, abhold allem Gemachten, nngesncht schlichten, wahren nnd, wo die ganze Tiefe seiner
Empfindung sich erschließt, herzgewinnenden Ausdruck vou uicht selten hoher Schönheit zn
geben. Das väterliche Ansehe», das der würdige Greis bei der jüngeren Generation genoß,
ist anch nicht ohne Einfluß auf ihr Dichten geblieben. Persönlich am nächsten schloß sich an
ihn C. A. Kaltenbrnnner an, der 1835 und 1838 mit lyrischen Dichtungen und Balladen
hervortrat, aber vielseitiger als die meisten Anderen sich auch im Drama und später mit
besserem Erfolge als Erzähler versuchte. Er bemühte sich auch, zum Theile in Verbindung
mit Arming, durch Herausgabe eines Albnms nnd eines Jahrbuchs deu oberösterreichischen
Schriftstellern einen Vereiniguugspnnkt zu schaffen. In seinen Gedichten verwendet er
allerlei kunstvollere Maße, Stanzen, Sonette, später auch Ghaselen, ohne doch je wirklich
Meister der Form zu werdeu. Gegenüber dieser formalen Mannigfaltigkeit überwiegt aber
in den Motiven nebst dem allgemein österreichischen Patriotismus und einer alle politischen
Bewegungstendenzen der Dreißiger-Jahre abwehrenden Loyalität das stark ansgeprägte
Heimatsgefühl des Oberösterreichers. Jeht trifft das schon lange beobachtete poetische
Interesse an heimischen Stoffen zufammeu mit dem bei uus besonders an Namen, wie
Fr. Kurz, Stülz, Pritz sich kuüpfeudeu Aufschwnug der historischen Forschung, dem
erwachenden Eifer für allseitige Erforschung der Heimat, der 1833 znr Gründung des
Linzer Museums führte, uud deu Bemühungen A. v. Spanns, der seit 1840 mit mehr
Begeisterung als kritischer Metbode in Heinrich von Ofterdingen dem Lande einen großen
Dichter und mit ihm die Nibelnnge nnd andere epische Dichtungen des Mittelalters zn
gewinnen suchte nnd auf die heimischen Volksweisen hinwies. Seine literargeschichtlichen
Ansichten faudeu wirklich auch ein poetisches Echo in der Lyrik Schleifers, Prechtlers und
noch später in Stifters Witiko, wie denn diese ganze Richtung nicht ans das lyrische Gebiet
beschränkt bleibt, woriu Prechtler uoch iu der jüngsten Zeit mit seiner „Nymphe von
Kreuzen" u. s. w. eigentlich doch nur den alten Faden weiterspinnt.
An die religiöse Seite in Schleifers Lyrik knüpft Beda Piringer an, der ihm sein
nmsangreiches lyrisch-didaktisches Gedicht „der Christbaum" geradezu iu den Mnnd legt;
für die Composition aber, die den Christbaum uud seine Gaben znm Anhaltspunkte von
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch