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Sitten des Volkes milderten, so waren sie die einzigen Hüter der Bildung nnd des
Wissens; sie waren nicht nur die ersten Lehrer, sondern auch die ersten Künstler.
Architektur.
Wen» tiefe Frömmigkeit nnd gläubige Weltentsagung zu den Stiftungen des
VIII. Jahrhunderts: St. Florian, Kremsmünster und Mondsee noch zahlreiche Klöster,
wie Lambach (1056), Garsten (1082), Reichersberg (1084), Wilhering (1146), Schlögl
(1209) erstehen ließ, so gab das Emporblühen der Adelsgeschlechter zum Baue wehrhafter
Sitze Anstoß, welche zu den ursprünglich nur für militärische Zwecke des Staates
bestimmten Burgen hinzutraten, so: Orth, Trauu, Spilberg, Stauf, Mm, Ottensheim,
Falkensteiu, Pernsteiu, Klamm, Kreuzen, Steyregg, Tannberg, Ebelsberg, Seisenbnrg
und andere. Die zum Schutze gegen die Magyaren erbaute Eunsbnrg und die in Sage
nnd Geschichte vielfach wiederklingende Burg Steyr, die Residenz der knnst- und pracht-
liebenden steirischen Ottokare, wareu schon früher entstanden (900 bis 980). Die bürger-
lichen Ansiedluugeu, baulich unbedeutend, schmiegten sich den größeren kirchlichen Anlagen
oder Herrensitzen des Landes an, in deren fortisicatorischen Bereich sie zumeist einbezogen
waren. Der romanische Stil scheint im Laude ob der Euus zu einer weit reicheren Blüte
gekommen zu sein, als wir heutigen Tages zu vermuthen angeregt werden. Für seine
Bedeutung spricht die Thatsache, daß alle großen Kirchen der zahlreich im Lande
gegründeten und fortgesetzt erweiterten Stifte Monumentalbauten jenes Stils waren, wie
sich aus Abbildungen uud noch erhaltenen Bautheilen erkennen läßt.
Wenn wir von den dürftigen Spuren romanischer Bauweise an einzelnen Burgen
des Landes und vom romanischen Souterrain im Couveutgebäude zu Lambach, dem
einstigen Stammschloß der Grafen von Lambach-Wels, absehen, so begegnen uns auch von
kirchlichen Denkmalen nur jene Reste, welche der rast- und schonungslose Umbildungs-
proceß aller Kunstformen übrig gelassen hat. Es sind dies die Krypten in Schlägt uud
St. Florian, die Kapelle im Schlosse Spilberg, die Portale der Stiftskirche in Wilhering
nnd der Pfarrkirche in Wels, der runde Karner nächst der Lanrenzikirche in Lorch und
die ehemalige Stiftskirche zu Baumgartenberg. Die Constrnctionen sind, auch bei großen
Maßverhältnissen, relativ leicht und klingen an den Übergangsstil an. Letztere Erscheinung
hängt vielleicht auch damit zusammen, daß unser zähe an dem Althergebrachten festhaltendes
Land sich lange gegen jede neue Knnstrichtnng abwehrend verhalten und jeweilig deren
letzte Eutwickluugsform aufgenommen hat; so sehen wir denn auch iu der Folge erst die
Spätgothik uud erst das Baroeeo ins Land ob der Enns siegreich einziehen.
Die ehemalige Stiftskirche zu Baumgartenberg ist die Schöpfung des reichbegütert
gewesenen Otto vou Machlaud, der im Jahre 1141, eiuem frommeu Zuge der Zeit folgend,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch