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oder Fachwerksba«. Die Anlage schmiegt sich dem Terrain an und folgt allen Abstufungen
und Windungen der Burgstelle, daher die Unregelmäßigkeit des Grundrisses nnd die
Mannigfaltigkeit uud Kühnheit des Aufbaues. Je nach Beschaffenheit der Bnrgstelle läuft
die „Ziugelmaner" entweder rings um die Burg oder legt sich ihr, falls diese zum Theile
sturmfrei war, nnr auf der Angriffsseite vor, daher der „Zwinger" einen Ring oder einen
Vorhof bildet. Letzterer ist für die oberösterreichischen Burgen typischer. Im Zwinger
befinden sich die Wirthschaftsgebäude, die „Vorburg", welche bei großen Herrenbnrgen,
wie z. B. in Neuhaus, in zwei Abschnitte, den „Vieh-" und den „Neithof" zerfällt. Am
alten Gebrauche festhaltend, welcher für verschiedene Wohn- und Dienstzwecke besondere
Gebäude herstellte, erscheint auch die Hauptburg als eine Gruppe mehrerer wehrhafter
Bauteil, theils freistehend, theils an die mit Zinnen, Wehrgängen und Thürmen versehene
„Burgmauer" angelehnt. Eine besoudere Befestigung hat oft das Thor mit einer Zug-
brücke, den „Barbakau", wie er in Pürusteiu und Weinberg ausnahmsweise gnt erhalten
ist. Das eigentliche Hauptwerk der ganzen Fortifieation und oft deren ältester Theil ist
der große Thurm der „Bergfried", zugleich Reduit, Warte und Schirm der Burg gegeu
das Angriffsfeld, wenn dieses den inneren Bnrgranm dominirt; breiten, überhöheudeu
Berglehnen sehen wir eine massive „Bergfriedmauer" mit Thürmen entgegengestellt, wie
in Wildenstein und Schannberg. Der oft bis 90 Fuß hohe, Alles überrageude Bergfried,
bald vier- bald fünfeckig — die Capitale gegen den Angriff gewendet — wie in Nenhans,
Vichtenftein, Wernstein n. s. w., bald rund, wie in Falkenstein, Wildberg und Klamm, ist
mit Bogenfriesen, Maschiknlis und Pechnasen ansgestattet und meist mit einem Walm-
oder Zeltdache gedeckt. Das mehrstöckige Herren- oder Ritterhaus, der „Palas", hat
stattlichere Thüren und Fenster, kühne und zierliche Erker, die Hansbreite überquerende,
meist abgewalmte Grabendächer. Er enthält im ersten oder zweiten Stocke den „Rittersaal",
das Prunkgemach, an welches sich die übrigen Zimmer, „Kemenaten" und „Gadem"
anschließen, ferner die Bnrgkapelle, bald als förmliche Kapelle, wie in Oberwallsee, oder
als Erkerkapelle, wie in Klamm.
Der ärmere Adel besaß nnr „Burgstalle", welche aus einem Bergfried mit Ring-
mauer bestanden. Lobensteiu ist dafür ein interessantes Beispiel.
Wir führen Klamm im Bilde vor als eine erhaltene, wir möchten sagen als eine
lebende Burg, bewohnt seit bald vierthalb Jahrhunderten von dem gräflichen Geschlechte,
das sich nach ihr nennt. Schon 1125 erscheint urkundlich der Name und 1209 ist
Klamm eine Grafschaft, demnach auch eine ansehnliche Beste. 1524 geht Klamm von den
Hardegg auf die Perger über, welche dann den Namen Elam führten. Hans Gottfried
Perger (1598 bis 1673) verwendete sein erheiratetes großes Vermöge«, um der Ahueuburg
neue Zubauten anzugliedern und sie mit jenen Holzgetäfeln, Öfen und Einrichtiliigsstücken
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch