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Bibliotheksaales, 1745, war die That des Baumeisters Gotthart Hayberger aus Steyr,
womit die Bauthätigkeit zu St. Florian im Allgemeinen abgeschlossen war.
Wir verweisen auf die Abbildung des Deckengemäldes, sowie der berühmten
Orgel in der Abhandlung über Musik, aus welch letzterem Bilde auch die pompöse Haltung
der Stiftskirche ersichtlich ist. Das ganze Gebäude athmet Größe, Klarheit, Ruhe, bei
Reichthum und Zierlichkeit des Details. Geradezu überwältigend ist die unerschöpfliche
Aufeinanderfolge reichster und üppigster Effecte der Architektur und Decoration, welche
die Enfilade der Kaiserzimmer bietet.
Der Adel, nicht mehr trotzig und kanipslustig, weicher und üppiger in seinen Sitten,
hatte seine Burgen verlassen, welche ungeachtet der vielfachen Umbauten der Renaissance
dennoch den steigenden Anforderungen des Luxus nicht mehr entsprachen. Man zog es
vor, in ebeneren, offeneren Gegenden oder in Städten zu wohnen, statt in abgeschlossener,
nnersteiglicher Wildniß zu nisten. In der Nähe der abgebrochenen Burg Volkerstorf baut
Graf Werner Tscherclas von Tilly 1633 das prächtige Schloß Tillysburg. An Stelle des
alten Schlosses Anrolzmünster erhebt sich 1700 mitten in einem von Gartenanlagen und
Wasserkünsten umgebenen Weiher ein Palast von vornehmer, fast strenger Architektur der
Grafen von Wahl. Gleichwie die alte Wasserburg Bernau, das Schloß Wagrein u. s. w.
erhält die Styraburg zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts durch einen großartigen Umbau
des Fürsten Franz Anton und des Grafen Josef Dominik von Lamberg ihr jetziges Aussehen.
Die neuen Schloßanlagen haben nunmehr einen ganz regelmäßigen geschlossenen
Grundriß, kuppelartig gedeckte Thürme, regelrechte Fanden und Höfe, breite, freie Stiegen
und Gänge, symmetrische und hellräumige Gemächer.
Die Stadthäuser, manchmal mit Eckthürmchen geschmückt, um wieder mehr symbolisch
anzuzeigen, daß ihr Besitzer dem Adel oder dem Patriziat angehöre, ahmen allerdings
die Fanden Italiens nach und zeigen das Element des monumentalen Barocco, das
Pilaster, in einer ganz eigenthümlichen, fast befremdlichen Eigenart; das heißt die viel-
stöckige Fa^ade ist nicht etwa in mehrere Säulenstellungen abgetheilt, sondern es reichen die
kolossalen Pilaster von dem rusticirenden Erdgeschoß durch alle Stockwerke bis zum Haupt-
gesimse empor, die aufeinander gestellten Fenster einschließend. Das oberste Geschoß bildet
zumeist ein die Schöpfe des Grabendaches abschließendes und verbindendes Blindwerk,
durch dessen gefälschte Fenster oft die Zwuselrinnen das Wasser in die breiten Kessel der
Ablaufröhren speien. In diesen Fanden liegt ein großer, ein kräftiger Zug und eine
Zeile derselben verleiht den Gassen und Plätzen vieler Städte Oberösterreichs ein fast
monumentales Gepräge.
So war deun das Barocco allerdings fremd in das Land eingezogen, aber durch
Männer wie Prandaner, Brunner n. f. w. einheimisch gemacht, faßte der versetzte Banm
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch