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dessen Leitung Architekt Otto Schiriner übernahm. Während schon 1864 die Fundamente
für den ganzen Dom fertiggestellt wurden, ist gegenwärtig die Krypta und der Hvchban
des Altarhauses bis zum Qnerschisse vollendet, die Votivkapelle auch eingerichtet.
Der in Granit, Kalk-, Sandstein und Ziegel gebaute Dom ist in Kreuzform augelegt,
der Länge uud Quere uach dreischiffig, das Presbyterium außerdem vou einem Kapellen-
kranze umgeben, dessen Fortsetzung bis zu den Ouerarmeu noch je ein Seitenschiff bildet.
Der die Abseiten mächtig überragende Hochbau ruht auf 28 stämmigen Säulen und ist
dnrch hohe, mit Glasgemälden ausgestattete Fenster durchbrochen. Der aus vier Stockwerken
nnd einem spitzen Helme bestehende Thurm ist in die Mitte der Fa^ade verlegt, wird den
Haupteiugaug enthalten und eine Höhe vou 410 Fuß erreichen, demnach nur 28 Fnß
niederer aussalleu als der Stefausthurm in Wien. Die Höhe des Thurmes entspricht, der
alten Bauregel gemäß, genau der gauzeu Läuge des Domes, welche vom Haupteingange
bis zur Apsis der Votivkapelle auch 410 Fuß beträgt. Der Länge nach übertrifft der
Linzer Dom die Wiener Kathedrale vermöge der Entwicklung seiner Nebenbauten. Wenn
anch das Vorbild des Kölner Domes vielleicht das Detail den Maßstab des Baues theil-
weise überschreiten ließ uud die Einrichtung etwas nüchtern gedacht erscheint, ist der Linzer
Dom nach Anlage, Entwicklung nnd Ausführung ein ebenso großartiges als vollendetes
Werk und wird sich Oberösterreich zum Schlüsse dieses Jahrhunderts eines Gotteshauses
rühmen, welches wohl an die Seite der schönsten Dome der Monarchie nnd Deutschlands
gestellt werden darf.
Vom Linzer Dombane ging, gleichsam strahlenförmig, ein nachweisbarer Einfluß
auf deu Kirchenbau im Laude überhaupt aus. Der mächtige Eindruck, welchen Pfarrer
nnd Gläubige bei ihrer Anwesenheit in Linz von dem grandiosen Gotteshanse mitnahmen,
der aufmunternde Zuspruch des für die Gothik schwärmenden Bischofs Rndigier, endlich
das Entgegenkommen des Dombaumeisters Otto Schirmer brachte es mit sich, daß allent-
halben im Lande Restanrirungen und Neubauten gothischen Stiles durch diesen tüchtigen
Architekten entstauben. Wir nennen als Beispiel die restanrirten nnd vielfach auch baulich
ergänzten Kirchen zn Freistadt, Leonselden, Adlwang, dann die vom Grund ans nenen
Kirchen der Kreuzschwestern in Linz, die katholische Kirche in Bad Hall, jene zu Hart,
zu Vichtenstein, zu Mauerkircheu u. s. w. Die Bauten Schirmers sind gediegene uud
vornehme Werke, bei welchen sich dieser Künstler sowohl in der Bestimmung der Raum-
verhältnisse als in der stilvollen Behandlung des Details bewährte, obgleich er den
Dachnngen die mittelalterliche Steile vorenthielt.
Aber auch unser Altmeister der Gothik, Friedrich Schmidt, steht im Begriffe in
Oberösterreich thätig zu werde»; er baut deu Thurm der fchöueu Stadtpfarrkirche in
Steyr aus, welcher 1876 abbrauute uud provisorisch mit einem Zeltdache bedeckt war.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch