Seite - 261 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Bild der Seite - 261 -
Text der Seite - 261 -
261
Der Ausbau soll den Thurm mit einer steinernen Spitze bekrönen. Die Brauuauer haben
sich bereits mit demselben Gedanken bezüglich ihres ehrwürdigen Thnrmes getragen, und
auch für die Innstadt hat Schmidt ein Project zum Ausbau des Thurmes uud zur Neu-
ausstattung der Kirche im gothischen Stile entworfen.
Überhaupt zeigt sich im Lande ein reger Eifer des Clerns, aber auch eine beispiellose
Opferwilligkeit der Gemeinden für Erhaltung und Restanrirnng kirchlicher Bauten. Es
wäre nur wüuschenswerth, wenn hierbei weniger Puritauismus getrieben würde. Denn nur
zu leicht ist einer Kirche jene malerische Wirkung, welche die in und durcheinander
greifenden Thaten verschiedener Zeiten erzeugen, die weihevolle Ehrwürdigkeit genommen,
die eben in dieser historischen Kette liegt. Man verbannt gerne „zopfige" Altäre, Kanzeln,
Chor- und Beichtstühle, die doch in ihren üppig strotzenden Formen sv effectvoll gegen die
schlanken aufstrebenden Glieder des gothischen Baues coutrastireu, mitunter auch wirklichen
Kuustwcrth besitzen, und ersetzt sie durch „stilgerechte" Gebilde oft recht kläglicher Art.
Auch hat das unberechtigte Schlagwort, daß die romanische Kunst die eigentlich christliche
sei, zu den dilettantenhastesten Versuchen in diesem so schwer zu gebrauchenden Stile Anlaß
gegeben. Dagegen — und es sei dies ausdrücklich hervorgehoben — wird in Oberösterreich
eine erfreuliche Pietät alle» Eultusstätteu gewidmet und ist dieser sowie dem besonderen
Verständnisse vieler Mitglieder der Geistlichkeit die liebevolle Erhaltung einer ganzen
Reihe von Kunstwerken, aber auch die würdige Reuoviruug vieler Kirchen und Kapelle»
zu verdanken. So ist z. B. die Pfarrkirche von Ischl mit tüchtigen Fresken aus der
Lebensgeschichte des heilige» Nikolaus vou G. Mader aus Juusbruck ausgestattet worden,
während die Klosterkirche zu Gleiuk ihreu alten künstlerischen Schmuck, iu sachkundigster
Weise verjüngt, wieder erhalten hat.
Mit der 1858 bis 1860 ausgebauten Elisabeth-Westbahn, welche zu zahlreiche» und
bedeutenden Hochbauten Anlaß gab, zog jener eigenthümlich behandelte maurische Stil
von Wien aus uach Oberösterreich, welcher iu den Fünfziger-Jahren für militärische uud
sonstige öffentliche Bunten eine ephemere Beliebtheit gefunden hatte. Öffentliche Gebände,
wie das Landesgericht uud das Hauptzollamt iu Liuz, die Laudesirreuaustalt bei
Niedernhart, das Kurhaus iu Hall, die Kaserueu iu Wels uud Euus u. s. w. hätten
die Gelegenheit geboten, wenn auch keine Pracht-, so doch nicht ganz talentlose Bauten
auszuführen.
Um so erfreulicher ist es, daß mit dem Baue des ueueu Laudesmuseums in Linz,
dieser Eentralstätte für wissenschaftliche nnd künstlerische Bestrebungen des Landes, ein
ebenso originelles als monumentales Werk im Werden ist. Der Raummangel in der
provisorischen Uuterbriuguug des 1843 gegründeten Museums t'i-unciseo-Lurolinum
hatte schon 1874 den Entschluß zu einem Nenban reifen lassen, woraus 1877 eiue erste
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch