Seite - 273 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Bild der Seite - 273 -
Text der Seite - 273 -
273
Wenn trotzdem von der Gesammtsläche des Landes über acht Procent als
nnproductiv erscheinen, so ist das zum weitaus größten Theile (mit 60.180 Hektar) den
felsigen oder schnee- und eisbedeckten Strecken in den Hochalpen zuzuschreiben, welche
die Natnr unwiderruflich jeder Cultur entzogen hat. Abgesehen von den örtlich nicht
sehr ausgedehnten Höheneinflüssen, welche sowohl im Alpengebiete als im hereynischen
Berggebiete zwingend hervortreten, ist das Klima ein dem Gedeihen der meisten
Culturpflanzen — Wein und Tabak ausgenommen — sehr günstiges und gewährt
dem wirthschaftlichen Betriebe möglichst freien Spielraum; die glückliche Vertheilung
von Wärme uud Niederschlag fördert ungemein die Vegetation und Fruchtbarkeit, so daß
eiue allgemeine und ausgedehntere Strecken treffende Mißernte zu den Seltenheiten gehört.
Wohl zumeist mit Rücksicht auf die klimatischen Eigenthümlichkeiten des Landes
bleibt auch in Oberösterreich, wo die landwirthschaftlich benutzte Area (697.476 Hektar)
58 Procent der gesummten Bodenfläche einnimmt, der Bauer fest und unverbrüchlich bei
der alten, vielbewährten Dreifelderwirthschaft, in deren Rahmen er allerdings je nach dem
Zwange der geänderten Verhältnisse und den Forderungen der fortschrittlichen Entwicklung
die nothwendigsten und wichtigsten Modifikationen anbringt. Die Reihenfolge der Schläge
ist ungemein mannigfaltig und bewegt sich in weiten Extremen, ändert aber nichts an dem
Fundamente der Dreifelderwirthschaft und wird nur bestimmt durch die Bodenbeschaffenheit
nach Güte und Lage, sowie durch den localen Einfluß des Klimas. Namentlich ist der
Unterschied jetzt mehr ausgeglichen, welcher früher in der Behandlung der Brache bestand;
denn mit dem steigenden Werthe der Viehznchtsprodncte trat die Nutzung des Ackers als
Futterland in den Vordergrund und allerorts wird uuu die Hälfte bis zu zwei Drittel
der Brache mit Rothklee und Hackfrüchten und weiter mit Futtergemenge, Flachs,
Hanf u. s. w. bebaut.
Deu alpinen Verhältnissen wird, soweit dieselben reichen, in den Bezirken Weyer,
Ischl, Mondsee und Wiudischgarsteu durch die Egartenwirthschast, das ist ein von zwei-
bis dreijährigem natürlichen Grasbestand unterbrochener Getreidebau entsprochen. Die
Bezirke Mauerkircheu uud Raab im Junkreise, sowie Freistadt, Haslach und Grein im
Mühlviertel haben in ihren waldigen oder bergigen Theilen eine besondere Vierfelder-
wirthschaft mit einem Drittel bis einem Viertel reiner Brache, während der Rest als
Drischweide benützt wird.
Die Cultur des Getreides, welche auf 64 Proceut der Ackerfläche (272.415 Hektar)
betrieben wird, und die Bearbeitung des Bodens darf man mit Recht als eine äußerst
fleißige uud zweckentsprechende bezeichnen, und wenn auch noch häufig genug der alte
hölzerne Pflug durch die Furchen zieht, hat selbst dieser manche lobenswerthe Eigenschaften.
Überdies weicht er immer mehr dem eisernen Pfluge, dessen Körper, nach dem Hohenheimer
Oberösterreich und Salzburg. 18
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch