Seite - 278 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
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Nach der letzten Zählung s1880) besitzt Oberösterreich 56,758 Pferde, 555.155
Rinder, 80.139 Schafe, 24.250 Ziegen und 197.414 Schweine, nnd diese absolut reiche
Viehhaltung entwickelt sich auch größtenteils zu züchterisch werthvollen oder produktiv
nutzbringenden Beständen. Insbesondere ist es die Pferde- und Rinderhaltung, welche
zum Wohlstand des Landes in hervorragendem Maße beitrügt.
Das Gebiet zwischen der Traun uud der Enns zeigt uns das mächtige, schwere
Pinzganer Pferd, welches, der norischen oder Alpenrace angehörend, in seinen massigen
Formen ein unübertreffliches Zugthier liefert, das, wenn auch langsam und bedächtig, doch
verläßlich und gutmüthig die ungeheuersten Lasten zu befördern im Stande ist; der Stolz
aller Besitzer von schwerem Fuhrwerk ist ein Viergespann von Pinzganer Hengsten, scheckig
oder getigert und mit blank geputzten messingenen Zieraten reich geschmücktem Geschirr.
Ein derartiges Gespann kostet nicht selten 3.000 bis 4.000 Gulden. Das elegante Kutschen-
pferd, auch der flinke Traber findet seine Zucht und Pflege im Jnnviertel, woselbst meist
englisches Halbblut, sogenannte Anglo-Normanen als Vaterpferde thätig sind. Beide
Zuchtrichtungen werden von Seite des Staates auf das kräftigste unterstützt und liefern
werthvolle Produete, für welche das benachbarte Baiern in ausgedehntesten« Maße als
Abnehmer vou Jungpferden auftritt.
Zahlreicher als die Pferdeschläge sind die Rinderraeen Oberösterreichs, deren
verschiedenartige Typen zur Herbstzeit, wenn ein Theil des Viehstandes auf den Stoppeln
oder Wiesen sichtbar wird, ein gar wechselndes Bild gewähren. Obwohl in kleinen
Gruppen zerstreut, wie sie ebeu der einzelne Besitz liefert, da eine Gefammt- oder gemeinde-
weife Weide durchaus uicht üblich ist, erkennt man doch an den weidenden Thieren sofort
den Racencharakter des betreffenden Landstriches. — Da sieht man in den südlich gegen
Steiermark gelegenen Bezirken Weyer, Steyr und zum Theile Windisch garsten das graue
Mürz tha le r Vieh nnd in den an Salzburg grenzenden Gebieten Ischl, Mondsee,
Gmunden und weiter in Frankenmarkt, Vöklabrnck, Schwanenstadt und Lambach das
brannrothe, mit weißen Abzeichen am Rücken und Ellbogen versehene, durch seiueu Milch-
reichthum rühmlichst bekannte und gesuchte P inzgauer Vieh — beide Typen direct mit
ihrer Heimat in Verbindung stehend. Ein Theil des Trannviertels, hauptsächlich in den
Bezirken Neuhofen, St. Florian und Kremsmünster, erfreut sich an der Haltung und Zucht
der tief aus dem südlichen Steiermark und Kärnten stammenden zart lichtgelben, seiden-
haarigen Mar iahoser oder Lavaut thaler Thiere mit feiner geschmeidiger Haut und
wachsfarbenen, fast durchscheinenden Hörnern und Klauen. Im Mühlviertel fesselt das
Auge das hellroth und weißscheckige „Kampete"-Vieh. das aus dem oberen Ennsthale
in Steiermark stammend frisch und munter die neue Heimat belebt und sich im Jnnviertel
mit den von Süden heraufdrängenden Pinzganern zu den Jnnviertler Schecken verkreuzt.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch