Seite - 292 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
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man in der einschlägigen Literatur allenthalben verwerthet hat. Der mächtige Qnader-
damm der Klause mitten in der majestätischen Öde des Waldgebirges, der kühne Aufbau
der Holzriese, die sich schlangenartig durch Hang und Kluft und Graben windet, die einsame
„Sölde" des Holzhauers am Schlagrande, dem sich die frischen Dickungen anschließen —
sie alle sind ein stimmungsvolles Beiwerk unserer Alpenlandschaft. Wie viele Tausende
sind nicht schon zur Chorinsky-Klanse nächst Goiseru gepilgert, deren Fremdenbuch einen
wahren Schatz erlauchter uud berühmter Namen birgt!
Unter den Erbauern seiner Triftbauwerke zählt das Salzkammergut Männer, die
weit über die enge Heimat des Trannthales hinaus Geltung erlangt haben. Waldmeister
Thomas Seeauer, genannt „der Alte" (gestorben 1609 im Alter von 110 Jahren), der
Erbauer der Hallstatter Seeklause, war zum Bahnbrecher auf dem Gebiete der Flnß-
schiffahrtseiurichtuugeu geworden; ihm verdankt man den berühmten Trannfallkanal und
die Regulirung der Moldau von Budweis bis Prag. Von den Landesfürsten geadelt, lebt
sein Name noch heute in der gräflichen Familie von Seean fort. Auch auf dem Gebiete
der Wildbachverbauuug hat das Salzkammergnt im Gosanthale verdienstliche Leistungen
aus einer Zeit aufzuweisen, als die Schriften des Tiroler Hydrotechnikers Freiherrn von
Aretin (1808) in dieser Rücksicht erst Bahn brachen.
Lange blieb das Salzkammergut in der Eigenart seiner Forstwirthschaft und seines
auf die Salinen basirten Holznutzungs- und Transportbetriebes eine in sich abgeschlossene
Welt, erst die neuere Zeit, die anch das Trauuthal mit einem Schienenstrange versah,
hat diese Schranken hinweggeräumt. Die Salinen gingen nun zur Kohlenfeuerung über,
und dies hat wesentlich andere Bedingungen für den großen Forsthaushalt geschaffen;
man ist heute auf die bestmögliche Nutzholzausbeute augewiesen, was mit sich bringt, daß
man die historische Holzbringnng zu Wasser allmälig einschränkt und dem Baue vou
Waldwegen erhöhte Aufmerksamkeit zuwendet.
Die Wirthschaft bewegt sich im Rahmen umfassend angelegter Betriebspläne.
Die bedeutende Elevation und eigenthümliche Ausformung des Kalkgebirges, mitunter
auch die Rücksichten für die Einforftungeu, ja selbst für die Schönheit der Landschaft,
zeichnen für nahezu die Hälfte der Forste den Plenterbetrieb als nnabweisliche Forderung
einer confervativen Wirthschaft vor. Der Werth der Leistungen an die Eingeforsteten
beträgt zwei Gulden für ein Hektar Waldboden, eine Belastung, deren Höhe nur in den
Salzburger und Tiroler Staatsforsten übertroffen wird. Diese Verhältnisse im Vereine
mit der ausgedehnten Anwendung des Plenterbetriebes, welcher im obersten Gürtel der
Waldregion mit einem Verzicht auf allen Nntzuugsertrag gleichbedeutend ist, beeinträchtigen
selbstverständlich den finanziellen Erfolg der Wirthschaft. Waldbaulich aber und in den
Einrichtungen ihres immer noch großen Regiebetriebes genießen die Salzkammergntssorste
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch