Seite - 309 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Bild der Seite - 309 -
Text der Seite - 309 -
309
Absatzgebiet droht der heimischen Industrie verloren zu gehen, da zahlreiche deutsche
Sensenschmiede ihre billigere, aber schlechtere Waare widerrechtlich mit den renommirtesten
oberösterreichischen Marken sammt den obigen Beischlägen versehen, sie als österreichisches
Fabrikat nngeschent etiqnettiren und auf diese Weise namentlich in Rußland den Markt
fiir sich erobern und die altberühmten oberösterreichischen Marken discreditiren. So kämpft
dieser Industriezweig, der noch vor wenigen Jahrzehnten unseren Alpenthälern reichen
Gewinn uud Segen brachte, heute nur mehr mit äußerster Anstrengung um seine
Erhaltung.
Die Feilen gelten noch immer, trotz der großen Concnrrenz mit dem Auslande, als
ein vorzügliches Prodnct und haben namentlich Bnndfeilen, ihrer Billigkeit halber, im
Oriente großen Absatz. Die Nägelerzeuguug auf warmem Wege oder durch Handarbeit
bringt jährlich etwa fünf Millionen Stücke zum Verkaufe. Die auf kaltem Wege erzeugten
Nägel, die sogenannten Maschinennägel, finden Absatz in vielen Millionen.
Im Zusammenhange mit der geschilderten Kleineisenindnstrie erwähnen wir gleich
einige hervorragende Fabriks-Etablissements, wie das zu Schöndorf (nächst Vöcklabrnck),
welches Gußstahlfeilen, Federn und Achsen für Waggons, verschiedene Armaturstücke,
Cavalleriesättel, Visir- uud Schutzblenden, Panzerplatten für Mitraillensen, schnßfeste
Kürasse, Stahllafetten, Gußstahlgeschosse, Schmied- uud Schlossereiwerkzeuge für Arsenal-
werkstätten, Feldschmieden und Eisenbahnbauten u. s. w. erzeugt und fiir seine Fabrikate
anch Absatz nach Frankreich, der Schweiz, Rumänien und Rußland findet. Ferner die
Maschinenfabriken und Eisengießereien in Urfahr, Linz, Wels und Steyr, die
Loeomotivsabrik nächst Linz, die Messingfabrik in Neichraming und die Schiffs-
werfte in Lusteuau (nächst Linz), wo seit Jahren Flußdampfschiffe sowie Transportschiffe,
und zwar zumeist für die unteren Donauländer und Südrnßland gebaut werden.
Das größte Werk besitzt aber Steyr in der großartigen Waffe nfabrik, die, aus
kleinen Anfängen entstanden, sich sehr bald einen Weltruf zu erwerben wußte. Im Jahre
1830 begann Leopold Werndl die Erzeugung von Gewehrgarnitur-Bestandtheilen, welche
theils dem k. k. Militärärar, theils Gewehrfabrikanten in Wien geliefert wurden. Durch
den im Jahre 1844 erfolgten Ankauf des Wasserwerkes in Oberletten bei Steyr wurde der
Grund für die maschinelle Erzeugung der Bestandtheile gelegt; in die Fünfziger-Jahre fällt
dann der Beginn der Fabrication der Gewehrlänfe und Bajonnette, wobei damals schon
ein wöchentlicher Umsatz von ungefähr 5.000 Guldeu erreicht wurde. Aber den bedeutendsten
Aufschwung nahm das Werk, als das von Josef Werndl constrnirte Hinterladermodell
1867 in der k. k. Armee eingeführt und die Waffeufabrik iu Steyr mit der Herstellung
des größten Theiles der erforderlichen Gewehre betraut wurde; seitdem versorgt sie
uicht blos die österreichisch-ungarische Monarchie regelmäßig und fast ausschließlich mit
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch