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von ihnen werden sogar in ansgedehnterem Umfange betrieben, so daß sie fast an die
fabriksmäßige Prodnetion hinanreichen. Die ziemlich große Zahl der Handwerker aber,
welche die Concurrenz der Großindustrie zn bestehen haben, kämpfen nur mit Mühe und
Noth für ihren weiteren Bestand und müssen wohl früher oder später dem Großbetriebe
erliegen. Geradezu beklageuswerth ist das Los jeuer kleinen Handwerker, welche, wie
z. B. bei der Eisen- und Stahlverarbeitung, in voller Abhängigkeit von den gut situirteu
Kaufleuten oder Händlern sich befinde» und für dieselben gegen wahre Nothstandslöhne
arbeiten, weil sie, zu arm und geschäftlich zu wenig gebildet, ihr Gewerbe nicht selbständig
zu betreiben vermögen.
Der Großhandel ist in den Händen einiger wenigen größeren Firmen zumeist in
der Landeshauptstadt Linz und bezieht sich lediglich auf Specerei- und Colonialwaaren,
auf Schnittwaaren, Eisen und Eisenwaaren.
Der eigentliche Waarenhandel, der etwa 9.500 gewerbsmäßige Unternehmungen
umfaßt, ist nur ein Detail- und Kleinhandel von loealer Bedeutung. Der Krämer auf
dem Lande muß alle Artikel führen, um die Bedürfnisse des Kundenkreises seiner Umgebung
decken zu können. Weitaus bedeutender ist Oberösterreichs Handel mit Naturprodukten:
Getreide, Vieh, Schmalz, Butter, Käse, Eiern, Milch, Wild, Edelfischen, Brenn- nud
Werkholz, Hopfen, Weberkarden u. f. w., von denen große Mengen exportirt werden und
reichliche Einnahmen abwerfen.
Die verschiedenen Linien des westlichen Staatseisenbahnnetzes, sowie die im
Privatbesitze befindliche Kremsthalbahn Linz-Micheldorf bilden das oberösterreichische
Eisenbahnnetz in der Ausdehnung von 696 Kilometer.
Für den Personenverkehr zwischen den bedeutenderen Jndustrialorteu uud
zwischen diesen und den größeren Städten außerhalb des Eisenbahnnetzes bestehen
sogenannte Stel lwagen von oft sehr primitiver Art. Eine längere Fahrt in einem
solchen unbequemen Vehikel, welches bei ziemlich hohen Fahrpreisen so viel als nur
möglich ausgenützt wird, ist eine wahre Leidensgeschichte. In neuerer Zeit tauchen jedoch
hier und da bereits allen billigen Anforderungen des Publikums entsprechende, gut
gebaute Omnibusse selbst schon auf dem Lande auf.
Den Frachtenverkehr besorgen außer den Bahnen, Dampfschiffen und der
k. k. Post eine Menge eigener Frachtführer, die sogenannten Boten.
Durch ihre regelmäßigen Fahrten, meist zweimal die Woche, werden selbst die
entferntesten Orte des Landes mit der Hauptstadt Linz und den übrigen bedeutenderen
Städten verbunden. Diese schlichten Leute genießen das allgemeine Vertrauen, und es
ist wirklich zu bewundern, wie dieselben ihre zahlreichen Aufträge stets in prompter und
reellster Weise ausführen. Ihr Fuhrwerk ist meist zweispäuuig und bedarf darum aus
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch