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und Landschaftsbilder bieten, welche durch edle Contonren und abwechselnde Farben
ausgezeichnet siud. Solchen Durchbrechungen der Sandsteinzone begegnet man überall, wo
größere Flüsse aus dem Gebirge treten, und das Bild wird nmso anmuthiger, je breiter
der Durchbruch und je umfassender der Einblick ist, also besonders da, wo an der Aus-
mündung des Thales iu die Ebene ein See liegt. Da sind dann die See-Ufer zunächst vou
den sanft geformten, üppig bewaldeten Sandsteinbergen begleitet, am oberen Theile des
Sees fallen die schroffen Wände der inneren Ketten direet in den Seespiegel, der einen
prächtigen Vordergrund um ein flaches Glacis bildet, welches die Vorstellung von der Höhe
der Berge steigert. Einem derartigen Baue der Landschaft verdanken alle jene Gegenden
ihren Ruhm, welche am Nordrand der Alpen als die schönsten bekannt sind, wie die des
Gmuudeuer- und Attersees, des Chiem- und Tegernsees und viele andere.
Demselben Gesetze folgt auch die Lage von Salzburg. Die so häufig ausgesprochene
Behauptung, der Umgebung von Salzburg fehle ein See, entspringt vielleicht der richtigen
Beobachtung, daß an den meisten anderen ähnlich angelegten Punkten des Alpenrandes
sich Seebecken vorfinden. Es ist kaum zu bezweifeln, daß ein solches auch hier eiust vor-
handen war und uur durch die große Schuttführuug des einströmenden Flusses rascher
ausgefüllt wurde als z. B. der Gmuudeuer See, den die kleinere Traun noch nicht hat
bewältigen können.
Aber bei aller Gleichheit der Bildung besteht auch eiu für deu Aublick der Landschaft
sehr maßgebender Unterschied. Es wurde schon hervorgehoben, daß für den Einblick in
das Innere des Gebirges, auf dem die landschaftliche Schönheit beruht, die Breite der
Lücke maßgebend ist, welche in die Flyfchzone gerissen ist. Nnn findet sich nirgends am
Nordrand der Alpen eine Stelle, wo diese Lücke so breit wäre als bei Salzburg. Auf eine
Strecke von etwa zehn Kilometer, vom Högel bis zum Hauusberg oder vom Stauffeu bis
zum Gaisberg ist die Reihe der Flyschberge gänzlich unterbrochen. Sie sind hier nicht wie
anderswo nur durch eiueu größeren Fluß durchsägt; es muß eiu Einbruch, die Versenkung
einer ganzen Schichtenfolge stattgefunden haben. Daher tritt hier die Ebene in einer weiten
gerundeten Bucht bis an die höchsten Erhebungen der inneren Ketten heran, welche dadurch
voni Fuß bis zu deu Gipfeln sichtbar werden und, in einer mächtigen Flucht sich aufbauend,
einen Anblick von ungewöhnlicher Großartigkeit darbieten, während die stehen gebliebenen
Ränder der Einseukuug in sanften Linien verlaufend die Bncht an den Seiten einschließen
und den Übergang zur Ebene vermitteln. Auf diesem unmittelbaren Herantreten der Ebene
an die hohen Berge beruht der eigenthümliche Reiz dieser landschaftlich so berühmten Gegend.
Doch nicht wegen der Schönheit der Lage, welche ja wahrscheinlich vor tausend oder
zweitausend Jahren gar nicht als solche empfunden worden ist, wurde hier eine Stadt
gegründet. Diese Gründung läßt sich vielmehr aus einem anderen Gesetze erklären, das sich
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch